2014 - Frankfurt Halbmarathon

09. März 2014 / Halbmarathon - The first one.

Bis auf den letzten Moment habe ich die Entscheidung, ob ich laufe oder nicht, aufgeschoben. Drei Wochen krankheitsbedingte Sportpause liegen hinter mir. Am Samstag, also gestern, fiel die Entscheidung, dass ich auf jeden Fall nach Frankfurt fahre - und sei es nur zum Zuschauen und Anfeuern.

Also morgens - natürlich aber mit voller Montur - ab ins Auto, ohne Umwege zum Stadion. Dort habe ich dann auch schon drei Vereinskollegen getroffen, die ebenfalls - wie ich ja auch - angemeldet waren. Irgendwann war ich dann doch an dem Punkt, dass ich mir zumindest die Startunterlagen geholt habe. Ich brauchte ja schließlich, wenn es gar nicht gehen würde, nicht über die Startmatte laufen und würde dann auch nicht gewertet. Das schlimmste, was mir eigentlich auch passieren könnte, wäre ein DNF (did not finish), und das würde mich nicht umbringen, schließlich grenzte es an Irr- und Wahnsinn, überhaupt nach den letzten Wochen und damit nur unzureichendem Training zu starten. Aber Triathleten gelten allgemein sowieso als ein wenig wahnsinnig, also passte der Start eigentlich auch zu dem allgemeinen Ruf.

Punkt 10 Uhr wurde das erste Mal der Countdown gezählt - die Elite startete. Dann im 5-Minuten-Takt immer wieder der Countdown - die unterschiedlichen Startblöcke, eingeteilt nach Zielzeit. Natürlich stand ich im letzten Startblock - ganz vom Wahnsinn befallen bin ich dann doch auch nicht... So ging es dann für uns um 10:20 Uhr auch auf die Strecke. Da ich in der letzten Gruppe aber noch relativ weit vorne stand, kam erst einmal eine Horde Läufer an mir vorbei"geschossen". Darüber habe ich mich aber in sofern gefreut, als dass ich damit erreicht hatte, was ich unbedingt umsetzen musste: LANGSAM loslaufen, auf keinen Fall von den anderen verleiten lassen. Das hat wunderbar geklappt. Die ersten 7 km gingen so in einem wunderbar ruhigen Laufrhythmus vorbei, keine Zwischenfälle, kein Kampf, einfach ein bisschen das Hier und Jetzt genießen. Bei km 8 waren wir am Main angekommen und durften ein wenig an der Uferpromenade laufen. Dort dann aber der Schock: ein Mann, behandelt vom Notarzt, lag am Rand. Herzstillstand, Herzmassage nach erlittenem Herzinfarkt. Oha. Der Gedanke, dass man zum Halbmarathon fährt und nicht wiederkommt,... harter Tobak. Vorweggenommen: in km 13 ca. kam die Nachricht, dass der Mann wiederbelebt werden konnte. Puh. [Edit: eine Woche später habe ich leider erfahren müssen, dass er letztlich nicht gerettet werden konnte und später in Folge des Herzinfarktes gestorben ist.]

Km 10 verhieß die erste Erfrischung mit Getränkestand. Natürlich hatte ich vorab etwas wenig getrunken, da ich ja eigentlich ursprünglich dazu tendiert hatte, vernünftig zu sein und nicht zu laufen. Aber mir war wichtig, dass ich mir an dem Punkt die Zeit nehmen musste und im Stehen bzw. Gehen trinken. Leider war das aber auch ein wenig ein vorzeitiges Aus. Bis dahin lief es sich soweit ganz wunderbar. Danach fing der Kampf an. Mir kam der Vorschlag des Vereinskollegen in den Sinn: ich könne ja eine lockere Trainingseinheit draus machen und bei km 10 aussteigen. Der Gedanke war in meinem Kopf. Einige km, zum Teil mit Unterbrechungen lief ich noch weiter. Es machte sich jetzt nach km 12 deutlich der zu geringe Trainingsumfang und -stand bemerkbar. Ich ließ es darauf ankommen, dass der Besenwagen mich einsammelte. Aber es kam km 14, km 15, ... irgendwann war km 18 da... und mein Ehrgeiz auch wieder. Bis jetzt kein Besenwagen, also ab jetzt auch nicht mehr. Die Oberschenkel brannten, die Waden fingen ab km 19-20 an, aber dann war auch die letzte Hürde schon in Sicht - die Brücke. Diese noch "erklimmen", ums Stadion laufen und dann noch hinein. So sollte es aussehen und so war es dann auch.

Zeiten sind nicht nennenswert, sind unter aller Sau. Durch viele Gehabschnitte in der zweiten Hälfte war der Schnitt letztlich um etwa 1 Minute langsamer als eigentlich relativ "gemütlich" drin gewesen wäre, das heißt eine 21-Minuten längere Wettkampfzeit von vornherein. Aber wie gesagt: Zeiten sind heute auch egal. Es war der erste HM, es war halber Irrsinn, überhaupt zu starten, und das FINISH bedeutet für mich der Sieg gegen mich, meinen Körper und den Besenwagen. Drei Siege in einem - und der Sieg gegen die Uhr .... es werden weitere HM folgen, ganz sicher .... der Sieg gegen die Uhr wird auch noch errungen.