2019 - Frankfurt Marathon

27.10.2019 // Marathon

Nachdem ich gesundheitlich dann doch die Freigabe bekommen habe und die wenigen Läufe vorher, mit denen ich angetestet habe, ob es funktionieren kann, bin ich am Sonntagmorgen gen Frankfurt aufgebrochen, um mit dem Hintergedanken "wenn es nicht geht und der Körper komisch reagiert, kann ich immer noch aussteigen" an den Start auf die nächsten 42195m zu gehen. Abends vorher schnell noch vom Probenwochenende heimgefahren, um nach dem Marathon direkt zum nächsten Termin weiterzuhuschen. Also alles in allem ein Wochenende mit drei Marathons... sozusagen ^^

Dieses Jahr... das hatte ich mir gemerkt... habe ich einfach nicht versucht, mit der Technik mitzudenken und die Zeitumstellung einfach zu ignorieren. Die Uhren werden es schon machen und so habe ich einfach auf die ganze normale Uhrzeit den Wecker gestellt. 8:08 Uhr sollte die Bahn fahren. Natürlich war auf die Verspätung der Bahn Verlass und so ging es schon mit 15 Minuten Verspätung los. Da in Frankfurt selbst allerdings alle paar Minuten S- und U-Bahnen fahren, kam ich aber nur 5 Minuten später als ursprünglich geplant in der Festhalle an. Ich musste schließlich noch Startunterlagen holen und dann alles zurechtpacken, um die Tasche abgeben zu können und hinterher aber in Nicht-Sportklamotten zum Musical zu gehen. Es hat aber auch wieder alles gut geklappt. Es war sogar noch Zeit bis zum Start und so haben ich und ein guter Freund noch 10 Minuten in der Halle gestanden, um nicht draußen im Freien unnötig auszukühlen. Gegen 10 Uhr haben wir die wenigen Meter in den Startbereich zurückgelegt und uns in den Bereich hinter die 4:15-Pacemaker einsortiert. 4:20-4:25 waren so eine Idee von mir, die sich... wie sich später herausstellte, nur ganz geringfügig verpasst werden sollte....^^

Gegen 10:17 ging es los, über die Startlinie. Es war gar nicht so ein Gedränge wie sonst die Jahre, ich konnte ohne groß Slalom laufen ganz gut in mein Tempo reinfinden, habe mich immer wieder selbst gebremst und konnte so die Pace bei 6:10 etwa halten. Damit war ich zufrieden und hätte es sicher auch ganz gut ins Ziel bringen können, wenn nicht alles anders gekommen wäre. Die ersten 10km lief ich sogar so mit dem Kumpel zusammen, was mich doch etwas überrascht hat. Ab der Verpflegung bei km 12 bin ich allerdings dann auch wieder in mein übliches Schema eingestiegen und bin an den Verpflegungen kurz gegangen, habe immer versucht ordentlich zu trinken und in regelmäßigen Abständen das Gel zu nehmen.Alles gut soweit. Ich konnte bis km 17 noch ganz gut in dem Tempo weiter wie ich begonnen hatte, war allerdings mittlerweile auch alleine unterwegs bzw. mit wechselnden Läufern um mich herum. Keiner, an den ich mich über längere Zeit ranhängen konnte. Schade, aber es ist halt auch schwierig so wen gerade in den 50-100m vor sich zu finden.

Ab km 17 allerdings gab es einen jähen Einbruch. Von jetzt auf gleich - es hatte mittlerweile auch stärker angefangen zu regnen - wurde mir so A-kalt, dass ich gefühlt beim Laufen anfing zu zittern. Das hat gut 7 km gehalten. Gedanken ans Aufhören waren präsent, Gedanken daran, Zuschauer oder Mitläufer zu fragen, ob sie ne Jacke oder Armlinge hätten, die ich mir leihen könne, machten sich breit. Ich kam kaum mit dem Kopf von diesem "Mir ist kalt!" weg. Die Pacemaker von 4:30 zogen an mir vorbei und ich musste sie einfach gnadenlos ziehen lassen. Die ersten Pacemaker von 4:45 kamen und liefen weiter. Erschreckend. Dann kam der zweite Pacemaker für 4:45. Ein langer Kerl und ich schaffte es irgendwie, mich bei ihm in den Windschatten zu setzen. Die Gedanken waren immer noch beherrscht vom "KALT!" und ich hatte die Hoffnung, dass nur ein klein bisschen Windschatten alles gleich viel besser machen würde.

Und wie schon so häufig gezeigt: die Psyche ist ein mächtiges Instrument. Ich schaffte es, mich zusammenzureißen, an ihm dran zu bleiben und im Windschatten die nächsten Kilometer hinter mich zubringen. Klar, die Beine taten schon etwas weh, gerade auch, weil ich ja langsamer und weniger flüssig unterwegs war als ich eigentlich wollte und könnte, aber von der Kondition her waren da Reserven vorhanden. Bis auf die Mainzer Landstraße, die dieses jahr auch nicht die Erlösung brachte wie sonst die Jahre zuvor bin ich an ihm dran geblieben. Auf der Mainzer habe ich mich nach einer Verpflegung vor ihn gesetzt und konnte etwas wegziehen. Das Ganze hat sich so gezogen bis ca. km 34. Mir wurde wieder kalt, ich brach wieder ein und in den letzten kurvigen Kilometern zog auch dieser 4:45 wieder an mir vorbei und weg. Irgendwann kam dann aber der Moment, wo die Reststrecke berechenbar war und mir klar wurde, dass, wenn ich zumindest jetzt mich nochmal zusammenreißen würde, ich immerhin die 4:50 noch hinter mir lassen könne. Es war knapp, aber es hat geklappt. Ich habe versucht, alles irgendwie auszublenden, mich auf die Wärme in der Festhalle zu freuen und einen Fuß vor den anderen zu setzen, einigermaßen die Pace zu halten und das Ding nach Hause zu bringen. Das konnte mir zu dem Zeitpunkt keiner mehr nehmen und Aussteigen war seit Überlaufen der 30km-Marke keine Option mehr. Lieber wäre ich die letzten 10km gegangen.

Gut, auf der "Zielgeraden" bin ich noch mit einigen Staffelläufern fast kollidiert, die sich in ihrer vollen 3-Mann-Breite inklusive ihrer Taschen und Jacken über die Straße verteilten, um auf den 4. Läufer zu warten. Ein wenig Slalom am Ende, ein klein bisschen Fluchen, vielleicht den ein oder anderen Ellenbogentoucher - den ich zwar versucht habe zu vermeiden, aber manchmal war die Reaktion der Staffelläufer nicht so wirklich vorhersehbar - bog ich endlich in die Festhalle ein, hatte den Blick frei auf den roten Teppich und die Wärme umschloss mich. Das kurze Stück zur Ziellinie und GESCHAFFT. Uhr stoppen. 4:49:43.... keine Glanzleistung, aber geschafft. 2 Tage später war dann auch klar, was der Auslöser für das Frieren war und warum ich mich nach km 17 so schwer tat: Scheinbar hatten sich schon Erkältungsviren in mir getummelt, die nur darauf warteten, aufzublühen. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich nicht starten müssen, auch wenn die Medaille dieses Jahr natürlich auch sehr sehr schön ist ^^, aber ich möchte den Sport ja durchaus noch einige Jahre machen und muss mich nicht unnötig kaputt machen, ein Marathon an sich ist schon Belastung genug. Und ich bin nun auch froh, erstmal keinen mehr laufen zu "müssen". Der nächste ist geplant erst der in Roth.