04. August 2013 / Kurzdistanz - Seit Wochen ist es Sommer in Deutschland. Seit Wochen um die 30°C und mehr. So auch diese Nacht. Die Wohnung war nicht mehr kalt zu bekommen, der Schlaf war somit nicht allzu ergiebig. Der Nachtbeginn durch eine Vereinsfeier dann auch noch etwas später als gewohnt, so dass nach etwa vier Stunden im Bett und gefühlter halber Stunde Schlaf schon wieder Zeit zum Aufstehen war. Das Rad war bereits am Samstag in die Wechselzone eingecheckt, die Startunterlagen abgeholt und die Wettkampfbesprechung zu Gemüte geführt. Nachdem auch der Beutel mit den Laufklamotten für die zweite Wechselzone bereits am Samstag abgegeben wurde, hatte ich am Sonntagmorgen nur noch zwei Beutel mitzunehmen und fühlte mich entsprechend nackt und als hätte ich die Hälfte vergessen. Das war ein neues Erlebnis, das ich so noch nicht hatte.
Der Kaffee musste wie gewohnt sein, eine Scheibe Knäckebrot mit Honig bildete das Frühstück und dann wollte ich um halb sechs auch schon losfahren. Die Wechselzone sollte um 5:45 Uhr geöffnet werden und es wurde angekündigt, dass 2000 Athleten anreisen würden und der Parkplatz direkt am Langener Waldsee schnell voll sein würde. Also wollte ich früh genug da sein, um meinen Wagen dort auf jeden Fall abstellen zu können. Kurz nach 6:00 Uhr war ich angekommen - als fünfter Wagen. Das war schon etwas ärgerlich, andererseits hätte ich auch nicht mehr schlafen können, von daher war es dann auch irgendwie wieder egal. So konnte ich wenigstens mit 'ner Vereinskollegin, die als Kampfrichter eingeteilt war, ein Schwätzchen halten.
Dann noch den Rest der Wechselzone einrichten, den zweiten Beutel abgeben, um im Zielbereich meine Nach-Wettkampf-Utensilien zu haben, und den dritten Beutel an seinen Platz beim Schwimmausstieg legen. Dann war alles fertig. Dann war noch Zeit übrig. Ein Vereinskollege ist auch gestartet. Mit diesem konnte ich auch noch eine kleine Runde quatschen, ebenso wie mit 'ner Kollegin und ihrem Freund aus dem Forum. Bald war es dann kurz vor 8:00 Uhr. Die Profis, die um Punkt 8:00 starten sollten, waren fleißig am Einschwimmen. So bin auch ich kurz ins Wasser, um mich zu akklimatisieren. Es war 24°C Wassertemperatur und Neoverbot. Total angenehm. Endlich mal wieder ohne Neo schwimmen und sich einfach wohlfühlen.
8:00 Uhr - Startschuss für die Profis und die Eisenbahner. Startaufstellung einnehmen, um 8:05 Uhr sollten die Frauen folgen. Fünf Minuten waren schnell rum, kurz nochmal ins Wasser und schon ertönte der Count-Down und der Startschuss für uns Mädels. Ab ins Wasser, gleich rechts einreihen und sich nicht mitten ins Getümmel stürzen. Blaue Flecke hatte ich letztes Mal ausreichend gesammelt, dieses Mal wollte ich einfach schwimmen. :) Rechts, immer gerade von Boje zu Boje, rechts rum, in U-Form. Das Feld driftete gegen Ende der ersten Gerade etwas nach links ab und schwamm so einen Bogen. Dadurch konnte ich an der ersten Wendeboje einige der Mitstreiter einkassieren und unbeobachtet dran vorbeiziehen. Schon waren wir auf der Quergeraden angekommen und bald auf dem Rückweg. Es war so super angenehm. Ich hatte keinen Drift zu einer Seite in meinem Kraulstil drin, so dass ich relativ gut die Linie halten konnte und bin die 1500m bis auf zwei Armzüge Bruststil zum Orientieren und Athleten-ausweichen durchgekrault. Schon da kam ein kleines bisschen Stolz auf :) Der Wasserausstieg kam immer näher. Auch dieser war relativ gut zu bewältigen und die üblichen Koordinations- und Gleichgewichtsschwierigkeiten blieben aus. Es folgte die kurze Strecke über die Wiese zum Beutel und ab ins Umkleidezelt. Badekappe und Schwimmbrille ab, Radschuhe an und Uhr schnappen und dann erst einmal ewig durch die lange Wechselzone zum Rad in Radschuhen joggen. Oh war das ein Spaß :/ Aber auch diese Strecke war bewältigt. Jetzt hieß es nur noch Helm auf, Startnummer um und Rad schnappen. Zu diesem Zeitpunkt waren 33 Minuten für die Schwimmstrecke ins Land gegangen und 5 Minuten für die Wechselzone.
8:41 Uhr - Aufstieg aufs Rad, Beginn einer 45km-Tour hinein in Frankfurts City, eine Ehrenrunde drehen und in die Wechselzone. So der Plan, so die Umsetzung. Die Anfahrt bis zur Friedensbrücke, etwa 11 km lang, war schon einmal sehr angenehm. Dann ging es über eine 180°-Wende runter an den Main und einmal die lange Gerade bis zur Schwanheimer Brücke. Über diese an die andere Main-Seite und zurück zur Friedensbrücke. Auf dem Rückweg habe ich einen etwas ruhigeren Abschnitt eingelegt, da sich die Oberschenkel doch etwas bemerkbar machten. Wie schnell ich unterwegs war, hab ich währenddessen explizit nicht geschaut - hätte mich vielleicht auch etwas aus der Bahn geworfen. Plan für die zweite Runde: zu Beginn der zweiten Geraden gen Schwanheimer Brücke etwas Energie in Form eines Gels nachtanken, dann den Rest der Strecke bewältigen. So geschehen, und ehe ich mich versah, hatte ich die zweite Runde schon hinter mich gebracht und näherte mich der Wechselzone II. Gedanken flogen, dass nun der harte Teil beginnen würde. Aber erst einmal Rad abstellen. "Huch? Wieso muss ich noch soweit laufen - da stehen ja noch gar nicht so viele Räder..." Leichtes Erstaunen meinerseits. Nach 1h26min war die Radtour beendet und das Rad in der Wechselzone abgestellt.
Durch leichte Orientierungsschwierigkeiten habe ich in der Wechselzone ein paar Sekunden verloren, hatte dann aber schnell den Wechsel von den Radschuhen in die Laufschuhe erledigt. Noch schnell Helm ab und alles in den Beutel stopfen. Diesen dem netten Helfer in die Hand drücken und los ging es auf die 10km-Strecke durch die Frankfurter Innenstadt. Glücklicherweise war das Wetter sehr gnädig. Nach den letzten heißen Tagen war es heute bisher noch bewölkt. Die Sonne brannte also nicht ganz so unbarmherzig. Überraschung: die ersten Schritte waren nicht der übliche Schlag ins Gesicht. Es lief sich fast leicht. Plan meinerseits war der Lauf von Verpflegungsstelle zu Verpflegungsstelle, um dann dort in Ruhe der Erfrischung zu frönen. Die erste sollte etwa 1km von der Wechselzone entfernt sein, also erst einmal Gedanken abschalten und laufen. Auch hier gab es noch nicht den üblichen harten Start in die Laufdisziplin. Bis zur ersten Wasserstelle ist der Plan super aufgegangen. Also jetzt erst einmal einen Becher Wasser übern Kopf, einen großen Schluck Iso die Kehle runter. Becher leer, also weiter geht es. Jetzt wurde es härter. Die richtige Kampflust fehlte. Eine nette Mitstreiterin, die auch nicht im hohen Tempo unterwegs war, hat aber dann gute Motivation geleistet und ich habe mich an ihre Fersen gehängt. So war dann der nachfolgende etwa 3-3,5km-Abschnitt auch laufend zurückgelegt, als an der zweiten Verpflegungsstelle die gleiche Prozedur durchgeführt wurde, nur dass hier schon zwei Becher Wasser den Weg über Kopf und Körper fanden. Bald danach war die zweite Runde auch schon erreicht. Diese wurde - wie erwartet - auch härter als die erste und der lange Abschnitt zur zweiten Wasserstelle wurden zweimal durch kurze Ruhephasen unterbrochen. Danach war das Ziel quasi zum Greifen nahe und die Psychologie fand ihren Weg in den Läuferwillen. Gedanken wie "die/den kriegst du noch" und "die/der bleibt schön hinter dir" befähigten mich zur Temposteigerung und zum Durchhalten. Jetzt war es da, das altbekannte Wettkampf-Gefühl. Nur noch den Rest der Zeil runter zum Ziel, die Hälfte war schon geschafft. Nach der leichten Biegung tauchte es auf, das Schild, das die Teilung zwischen "Ziel" und "2. Runde" anzeigte, dort links rein, um die Kurve, ab auf den roten Teppich und ab ins Ziel. 6er Zeit über 10km, trotz vier Verpflegungsstellen, an denen ich mir übertrieben Zeit gelassen habe.
Überschwappende Emotionen, Adrenalin, Endorphine, ... da war es, dieses unbeschreibliche Gefühl des Triathlons (der Wettkämpfe?), wenn man die Strecke und sich selbst bezwungen hat. Das Gefühl in der Intensität tauchte das erste Mal auf, obwohl es bereits die dritte Kurzdistanz war. Vielleicht, weil es diesmal eigentlich alles soweit zur Zufriedenheit lief?! Wie soll das bloß werden, wenn das Ziel auf der Mitteldistanz oder gar Langdistanz erreicht wird. So langsam kann ich nachvollziehen, dass viele Athleten heulend im Ziel stehen :) Der Hammer!!!
FINISH !!! 3h19min Gesamtzeit. Total zufrieden, glücklich und vollkommen erledigt. MEHR DAVON!!!!