19.08.2019 / Mitteldistanz
Noch einmal war es soweit, noch einmal war ein Genusswettkampf im Kalender, noch einmal wollte ich alles bewusst wahrnehmen und in mir aufsaugen, von zehren. So fiel die Entscheidung letztes Jahr, dass ich in 2019 nicht bei unserem Vereinstriathlon helfend oder mitorganisierend dabei sein würde. Beide Wettkämpfe fanden in den letzten Jahren am gleichen Wochenende statt und werden es auch noch die nächsten Jahre tun. 2018 hatte ich mich somit noch dagegen entschieden, aber dieses Jahr stand dann doch der Ausflug ins Allgäu auf dem Programm.
Und so hieß es wieder einmal, Tetris spielen im Auto, so dass Rad und Urlaubsgepäck Platz fanden und sicher im Süden ankämen. Aber da der dritte Part wie im letzten Urlaub wegfiel, war es umso einfacher. So ging es dann Samstag früh Richtung Immenstadt. Mittags nach einer kurvenreichen Fahrt durchs Niemandsland konnten wir die Unterkunft beziehen. Gegen Abend stand die Wettkampfbesprechung auf der Tagesordnung, zu der ich auch hinwollte. Und ja, es hat sich definitiv gelohnt, es war eine schöne Show. Zunächst sorgte ein Blasorchester für Stimmung. Einige Stücke sind natürlich auch in unserem Repertoire, so dass es einfach gleich mal gute Laune machte, dort zuzuhören und ein wenig mitzuswingen. Anschließend gab es etwas Show mit Janus Frodenus Maximus. Ja, Jan Frodeno mit seinen Trainingspartnern war auch am Start und so wurde ein kurzes Interview der eigentlichen Besprechung vorangestellt. Jan würde ein Geburtstagslauf absolvieren am Wettkampftag. Gut, die eigentliche Wettkampfbesprechung war... wie üblich... nichts besonderes, nichts aufregendes. Es ist eben letztlich nach den unzähligen Malen doch eher eine Pflichtveranstaltung. Manchmal kann man noch einige kritische Punkte, beispielsweise auf der Radstrecke, mitnehmen, aber im Allgemeinen ist es häufig ein nettes Beisammensein mit anderen Verrückten.
Als Abendessen gab es dann Sportlerlike und typisch Carboloading: Nierchen mit Kartoffelpü und Bohnen. Yammie. Na, ich war doch auch zum Leben dort nicht für eine Bestzeit. Dass es diese nicht werden würde, daran zweifelte ich nicht. Schließlich war mein Training zwar besser als vor der letzten Mitteldistanz, aber immer noch nicht ganz so strukturiert und umfangreich wie man es vielleicht erwarten könnte.
Morgens kurz vor 7 Uhr führte der Weg an den Großen Alpsee. Samt Fahrrad und der Ausrüstung für den Tag. Ja, trotz Mitteldistanz wurde erst am Wettkampftag eingecheckt, ähnlich wie beim Nordseeman. Es fand hier zwar schon unter der Challenge-Flagge statt, aber da es der eigentlich ursprüngliche Triathlon in Deutschland ist, war man bemüht, noch einen etwas familiäreren Charakter beizubehalten. Die Beschilderung auf dem Wettkampfgelände war wieder nicht so richtig begeisternd, wie es bei der Challenge Walchsee auch schon festgestellt hatte. Gefunden habe ich aber dennoch alles, wenn auch mit einiger Herausforderung und zuletzt dann doch aufkommender Hektik. Aber der Reihe nach.

Mit dem Rad ging es am Wettkampfgelände, an der Messe vorbei, hoch zur Wechselzone, die etwas oberhalb des Sees lag. Die Klamotten wurden in einer Kiste verstaut, die neben dem Rad stehen blieb. Mal wieder ganz ungewohnt. Die letzten Male hatte ich nur bei anders organisierten Veranstaltungen teilgenommen. Aber es hatte etwas süßes, etwas familiäres. So war die Wechselzone auch schnell eingerichtet. Schuhe für's Rad und für's Laufen bereitgestellt, Helm, Startnummernband, Visor, Socken, Trikot, falls es doch kalt werden würde. Dann machte ich mich auch schon auf in Richtung See. Mir die Laufwege ansehen, die Atmosphäre genießen, beim Blick auf den See innehalten. Nach der Hälfte des Weges - und es waren ein paar hundert Meter - fiel mir siedend heiß ein, dass ich die Radbrille noch auf der Nase hatte. F***. Kurz überlegt, aber nein, ich wollte nicht ohne Brille auf diese Radstrecke gehen, den Wind direkt in die Augen bekommen. So ging es in etwas schnellerem Schritt wieder zurück, den Hügel in Richtung Wechselzone hinauf. Ich folgte dabei auch den Laufwegen, die ich nach dem Schwimmen auch folgen müsste. Schnell die Brille in meine Kiste packen und den Weg wieder zurück. Der Schritt wurde zum Marschtempo, da die Zeit langsam etwas knapper wurde. Kurz vor der Startzone den Neo halb anziehen, Schwimmbrille rauspacken und die Afterrace-Klamotten in dem Beutel verstauen. Jetzt nur noch schnell den Beutel abgeben und zum Start. Ok, jetzt zeigte sich wieder die schlechte Beschilderung. So fand ich mich vor dem Zelt wieder, wo die Wettkampfbesprechung stattfand - und war auch nicht alleine. Schnell fanden sich jedoch Helfer, die uns an die richtige Stelle lotsten. Dort stand allerdings auch eine gute Schlange. Jedoch registrierte ich dies erst, als ich fast vorne war, dass all diese Menschen anstanden, um ihren Klamottenbeutel abzugeben. Ok, die Zeit hatte ich aber auch nicht mehr, dass ich mich dort anstellte und nahm mir die Freiheit, meinen Beutel einfach auf den Tisch vorne zu legen und mich wieder durch die Massen zum Start hindurchzukämpfen. 2 Minuten vor Start kam ich dort an, konnte meinen Neo noch fertig anziehen, mir diesen von Mitstreitern schließen lassen und schon musste ich ins Wasser. Zum Glück hatte ich keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, dass es erfrischend kühl sein würde. Also kurz tief einatmen und rein. Schnappatmung überwinden und sich mit der Situation vertraut machen. 1 Minute war vielleicht noch Zeit, dann wurden auch schon die Frauen in einer Startgruppe auf die Strecke geschickt.

Wie zu erwarten, lief es beim Schwimmen nicht ganz so rund. Ich habe nicht so ganz meinen Rhythmus gefunden, tat mich schwer, Entspannung zu finden, gleichmäßig und ruhig zu atmen und zu schwimmen. Kein Wunder... das letzte Mal war ich 5 Wochen zuvor im Wasser, es war das erste Mal, dass ich diese Saison meinen Neo angehabt habe... dafür war es sicherlich noch eine Glanzleistung. Als ich so langsam zu mir selbst gefunden hatte, kamen von hinten schon die ersten schnellen Jungs. Dann die zweiten, dann war ich gerade in der engen Passage und natürlich kamen dort die nächsten schnellen. Und es war dort auch ein Hauen und Stechen. So weit konnte ich gar nicht an den Rand, dass ich außer Gefecht war. Da hätte ich schon in der Wand schwimmen müssen. Das hat die Laune dort schon etwas arg beeinträchtigt. Gut, aber auch diese Gruppe war nicht so groß und bald war wieder Ruhe eingekehrt. Ich finde es trotzdem schade, dass es so ein Hauen geben muss... Leute, es ist ein Hobby, ein Sport, und im Grunde auch ein Miteinander. 3 Sekunden schneller im Wasser zu sein, bringt keinem die Goldmedaille und die Million.... Aber gut, solche Leute gibt es immer und wird es auch immer geben. Und auch ein schlechtes Schwimmen geht irgendwann vorbei. Zufrieden war ich damit nicht, konnte ich auch nicht sein, aber im Prinzip war es mir auch nicht so wichtig.
Von meiner Extrarunde am Morgen kannte ich den Weg zur Wechselzone schon und freute mich nicht unbedingt drauf. Aber ich konnte ihn gut hinter mich bringen und lief problemfrei zum Rad, wechselte routiniert und begab mich auf die Radstrecke. Ich freute mich schon drauf. Aus der Wettkampfbesprechung und dem netten Plausch nebenher wusste ich, dass es zwar den Kalvarienberg gab, der aber nicht so dramatisch sein würde wie er immer gehyped wurde, aber danach noch ein schöner Abschnitt käme, der es in sich hat. So ließ ich es aber auf mich zukommen und harrte der Dinge, die da kamen. Da kam der Kalvarienberg. Stimmung ja, aber so schnell er kam, so schnell war er auch schon wieder vorbei. Es war ein netter kleiner Stich hoch, aber ließ sich echt super fahren. Anschließend ging es wellig weiter... Wie sagte am Vortag ein Athlet: der Charakter der Radstrecke sei schnell beschrieben: flach-steil-flach-richtig steil-Rest flach. Ok, ganz so mag es nicht stimmen, aber sie war wunderschön zu fahren und tat auch gar nicht so weh wie man von 1600Hm auf 90km erwarten würde.

Der 2. Anstieg war dann auch recht schnell erreicht. Ich wusste, nun ginge es 5km bergauf und es würde sich ziehen. Ja, dem kann ich beipflichten. Es war abwechslungsreich und es zog sich nicht eintönig hoch, dazu war es zu wellig. Mal etwas flacher bergan, mal etwas steiler bergan, drei fiese Rampen drin, davon eine fast am Ende der 5km - dort war aber auch definitiv am meisten Stimmung. Die Athleten wurden mit Musik und Sprecher den Berg hochgepeitscht. Man hatte gar keine Motivation, nicht zu fahren... oder so zu tun als täte man das noch. Es war wirklich kein schnelles Tempo mehr, aber ich saß im Sattel und habe mich treiben lassen. Es lief. Die Hoffnung, dass man es im Anschluss geschafft hatte, wurde allerdings schnell zunichte gemacht. Eine kleine Abfahrt, bevor es dann zum wirklich höchsten Punkt der Strecke nochmal ganz gut bergauf ging. Aber dort wurde einem die Aussage zugerufen, dass es gleich geschafft sei. So war es auch. Die restliche Runde hatte schon etwas von Genuss. Schöne Abfahrten, flache Strecken, Kurven, schöne Straßen. Es hatte schon wieder fast was von einer Sonntagsausfahrt. Aber das ganze stand mir ja noch ein zweites Mal bevor. Da waren die Rampen zu Beginn schon härter. Der Kalvarien lief wie beim ersten Mal wie am Schnürchen, die 5km-Strecke kostete dann aber schon deutlich Körner... aber auch die war irgendwann geschafft und damit hieß es ja schon fast: nur noch ins Ziel bzw. in die WZ2 rollen.
Dort angekommen stand noch ein Halbmarathon mit einer etwas welligen, dennoch mit wenig Höhenmetern, Strecke auf dem Programm, und der Kuhsteig. Also der Kuhsteig kam bei km13-15 irgendwo. Und irgendwie hat sich schon vorher so eine Hassliebe entwickelt. Aber andererseits macht man den Wettkampf ja auch schon fast irgendwie deswegen. ^^ Anfangs lief es gut an. Ich fand eigentlich einen guten Rhythmus, hatte dennoch recht schnell ein Dixi-Bedürfnis, dem ich bei der ersten Verpflegung bei km1 nachkam. Danach war es für etwa 8km nicht mehr schön. Der erste Teil der Strecke ging entlang des Sees, hatte ein paar Wellen drin und verlief komplett in der Sonne. Und es hatte mittlerweile wieder wolkenlosen Himmel bei 28Grad. Na Prost Mahlzeit... Der Gedanke, dass ich einige Wochen vorher eine Mitteldistanz bei 38Grad absolviert hatte, half mir nicht sehr. Ich litt und wünschte mir sehnlichst eine Verpflegungsstation herbei, eine Kühlung, etwas zu trinken. Am Hof nach vielleicht 2km hab es zumindest eine Wasserschlauchdusche, die allerdings auch nur kurze Zeit anhielt. Danach war wieder alles getrocknet und aufgewärmt. Hinter jeder Kurve und jeder Welle erhoffte ich mir die Verpflegungsstation, denn in der Wettkampfbesprechung klang es so, dass es alle 2,5km eine geben würde. Aber nein, 2,5km vergingen, 3km vergingen, 4km vergingen. Es stand ein Brunnen an der Seite, in dem sich viele Läufer versuchten zu kühlen und etwas Flüssigkeit zu bekommen. Das ist schon ein sehr schlechtes Zeichen und muss meiner Meinung nach bei einer Veranstaltung dieser Güte und dieses Preisklasse nicht sein. Bei 10Grad weniger oder einer schattigen Laufstrecke wäre es etwas anderes gewesen. Kurz vor dem Wendepunkt nach etwa 5,3km war dann aber die lang ersehnte Verpflegungsstelle. Dort zu sich nehmen, was ging. Der Körper war dehydriert. Es bestand schon die Gefahr, dass ich zuviel trinken würde und Magenprobleme bekäme. Ging noch gut, also weiter zum Wendepunkt und bald nochmal an der Verpflegung vorbei. Dann war ja klar, dass es für knapp 4,5 lange Kilometer nichts geben würde - auch wenn es das nicht besser machte. Aber ich konnte es besser einschätzen, mein Kopf konnte sich besser drauf einstellen und ab da lief es auch gleich viel besser.

Zurück an der 1. Verpflegung vorbei hatte ich den Bereich der Wechselzone auch fast erreicht und direkt davor ging es links ab in Richtung Kuhsteig. So ein schönes Teil. Durch die Läufer vorher war es so richtig schön matschig. Ich habe bei den Bodenverhältnissen gar nicht mehr auch nur ansatzweise versucht zu laufen. Oben kurz verschnauft und dann ging es um die Kurve und gleich wieder runter. So ein Überfluss ^^. Aber dennoch irgendwie ein Highlight. Am Ende durch die Unterführung durch und die Starter der Olympischen Distanz durften hier rechts abbiegen... ich hatte den Wunsch, ich dürfe das auch. Allerdings ging es für uns nochmal links ab und eine Wendepunktstrecke entlang an den Bahnschienen oder zumindest du eine Allee. Es war ein toller Abschnitt und ich fand einen Mitläufer, mit dem ich mich die nächsten 1,5km fröhlich unterhalten konnte. Er war an dem Tag auch nicht so gut dabei, aber den Rest schaffe er jetzt auch noch. Keine Bestzeit, aber Genuss. Hin, zurück und in einer Schleife durch den Ort hinunter zum See, hinunter in Richtung Zielbogen. Nochmal vorbei am Kanal, wo wir am Morgen schwammen... und dann kam dieser Moment, der so häufig alles in den Hintergrund rückt: noch eine Kurve nach links und dann ist das Ziel vor Augen, noch ein paar Meter. Geschafft, wieder einmal geschafft. Keine umwerfende Zeit, aber besser als im Walchsee. Geht also auch mit wenig Training und unstrukturiertem Training. Eine gewisse Grundfitness scheint sich festgesetzt zu haben. Ich mag diese Momente, wenn der ganze Körper zittert und bebt vor Gänsehaut und es kalt den Rücken runterzieht. Geschafft... glücklich... aber müde... und behaftet mit dem Gedanken, dass es sich definitiv lohnt, nochmal hier her zu kommen... dann vielleicht etwas trainierter ^^

Ich bin Kult