2019 - Challenge Walchsee

30.06.2019 / Mitteldistanz

Ein lang schlummernder Traum ging in Erfüllung. Der Start bei der Challenge Walchsee zu Füßen des Kaisermassivs stand bevor. Freitags die Anreise, gespickt von Baustellen und entschleunigender Autofahrt… sich nicht darauf einzulassen hätte nur zu Unmut und Ungeduld geführt und so ging es mit meistens 80-100km/h gen Süden. Kaum die Grenze zu Österreich überschritten und den Blick auf das Massiv gerichtet, fühlte es sich endgültig wie Urlaub an. Außerdem war Sommer. An dem Tag bereits auch gut 30 Grad war für den Sonntag, den Renntag 38 Grad angekündigt… Sauna in freier Wildbahn.

Die üblichen Handgriffe vorab, Registrierung, Checkin, Wettkampfbesprechung, alles verwoben mit anderen Aktivitäten, da mein Partner keinen Triathlon macht und Frieden gehalten werden wollte zwischen meinen Triathlon-Gelüsten und Urlaub. Nachdem die Logistik aber auch geklärt war und wir den unschlagbaren Service von frei verfügbaren Rädern von der Unterkunft genießen konnten, kam der Rennmorgen mit großen Schritten näher. 10:30 Uhr Start. Ungewöhnlich spät, aber aufgrund der Landwirtschaft vor Ort und der notwendigen Verfügbarkeit der Straßen, die während des Rennens vollgesperrt waren, verständlich. Dennoch war ich um kurz nach 9 Uhr vor Ort, bin nochmal in der Wechselzone auf und ab gegangen, habe noch die Verpflegung an Ort und Stelle gebracht, die Brille dem richtigen Beutel zugeordnet und die letzten Arbeiten für einen reibungslosen Ablauf durchgeführt. Wie gewohnt… Zu der Zeit hatte ich noch die Gelegenheit, Yvonne van Vlerken zu begegnen und dem Interview beizuwohnen, welches sie in der Wechselzone noch vor dem Start gegeben hat.

Langsam und gemächlich machte ich mich dann auf den Weg in Richtung Schwimmstart. Diesen hatte ich am Abend vorher nicht gefunden, aber ich vermutete, dass ich ihn am Morgen nicht übersehen könnte, da sich ja noch einige weitere Athleten dort aufhalten würden. Einige Zeit galt es jetzt noch zu vertrödeln und so saßen viele im Schatten und harrten der Dinge, die da kamen. Startschuss für die Pro Männer, Startschuss für die Pro Frauen und dann noch einer für den Beginn des Rolling Starts. Immer mit Countdown, immer mit Herzschlag-Musik… Es ist doch immer wieder ein schönes Gefühl, aktiv an so einem Ort zu so einer Zeit zu sein – ob nun morgens um 6 oder um 10. Die Bereiche für die Schwimmzeit waren mal wieder etwas verwirrend, aber irgendwann habe ich mich irgendwo einsortiert und bin dann eben ins Wasser. Die Route führte im Uhrzeigersinn, was meiner Vorliebe des Rechts-Schwimmens zugute kam. So konnte ich schnurstracks von Boje zu Boje schwimmen, was sich allerdings gar nicht als so einfach herausstellte, dann man sah zwar viele Berge und eine schöne Umgebung aus dem Wasser heraus, aber mit Bojen hatte der Veranstalter etwas gespart, so dass man über längere Strecken eher erahnen musste, ob man noch in der richtigen Richtung unterwegs sei und weniger das Ziel vor Augen hatte. Das Schwimmen verlief unspektakulär. Auf dem Rückweg gab es ein paar Schläge auf die Füße, aber mehr ist nicht passiert. Da hatte wohl wieder jemand keine Augen im Kopf oder es war nicht der übliche sportliche Respekt gegenwärtig? Ca. 200m vor dem Schwimmausstieg war ich fast traurig, da es ja die definitiv angenehmste Disziplin an dem Tag werden würde – ab jetzt wird alles nur noch warm und anstrengend. ^^

Zugegeben… ich habe nicht einen Blick auf die Uhr verschwendet zu der Zeit. Ich bin aus dem Wasser, zum Rad getrabt, hab die Klamotten getauscht (Schwimmcap und –brille in den Beutel, Radschuhe und Helm an, Startnummer um) und bin zum Rad. Da ich eine schöne Position für’s Rad hatte, die sich recht nah am Ausgang befand, gab es auch dort keine Mitathleten, mit denen ich  mich beharkt habe. Und ab jetzt wurde es wirklich warm, sehr warm. Es rollte so vor sich hin. Es gab zwei Runden mit jeweils 2 Schleifen. Für die erste hieß es erst einmal: Strecke kennenlernen. Zuvor hatte ich mir eingeprägt, wo in etwa die Verpflegungsstationen sein würden, was im Nachhinein betrachtet mein Glück war, denn VP1 und VP2 waren ca. 18 km voneinander entfernt und VP2 und VP3 dann ca. 34 km, was bei den Temperaturen – es war mittlerweile gut 34 Grad – nicht ganz unwichtig war. Zugegeben, ich gab nicht volle Kraft aufs Pedal: zum einen hatte ich die letzten 1,5 Monate relativ wenig Lust auf Training und habe es dementsprechend auch schleifen lassen, zum anderen wollte ich diesen Ort einfach genießen, die Umgebung, die Aussicht und das alles auf mich wirken lassen. Eigentlich kann ich mit Fug und Recht behaupten. Das habe ich getan.

Auf er zweiten Runde habe ich zusammen mit einem weiteren Athleten einer Athletin noch mit Verpflegung ausgeholfen, die leergelaufen war. Kein Wasser mehr, kein Gel mehr. So haben wir ihr Gel und Wasser gegeben, so dass sie bis an die nächste Verpflegungsstelle kommt. Mir hat es nicht wehgetan, da ich wusste, dass ich das Stück bis zur VP3 noch ohne weitere Flüssigkeitszufuhr bewältigen konnte. Und wir sitzen doch alle im gleichen Boot, da ist es eine Selbstverständlichkeit, anderen zu helfen. Der Radsplit ging unspektakulär zu Ende. Ich war einerseits froh, habe auf dem Weg zwischen letzter und vorletzter Schleife auch nochmal einen kurzen Stopp beim Lieblingssupporter eingelegt, denn eilig hatte ich es ja nicht. Er meinte nur, ich solle das Ding gut zu Ende bringen und er sei dann auf der Laufstrecke.

Dann war nach längerer als gewohnter Zeit auch das Ende der zweiten Disziplin erreicht. Ich war echt auf Sonntagsausflug und im Sonntagsausflugtempo unterwegs ^^, aber angekommen dennoch. Nur wusste ich auch leider, dass es danach nochmal richtig hart werden würde, denn bei 38° Grad zu laufen, auf einer Strecke, die so gut wie keinen Schatten bieten würde, ist kein Zuckerschlecken. Da würde ich auch am meisten den Trainingsrückstand merken, den ich ja nun wirklich hatte. So kam es dann aber auch. Gefühlt habe ich mehr geduscht als dass ich gelaufen bin – einige Landwirte und auch die Kinder der Familien, die am Strand am Walchsee waren, haben die Athleten mit viel Duschwasser versorgt. Den Kindern hat es einen tierischen Spa0 gemacht, dass sie ihre Flaschen im Walchsee füllen konnten und dann den Athleten über Kopf und Körper kippen konnten. Leider hat die jeweilige Dusche immer nur etwa 100 bis 200m geholfen, bis alles wieder vollkommen ausgetrocknet war. Der Anzug war zwar die ganzen 21km noch nass, aber die Arme und vor allem der Kopf waren kaum kühl und feucht zu halten, was mir am Meisten zu schaffen machte. So lange habe ich schon lange nicht mehr für 21km benötigt. Es ging 4 Runden um den See, gefühlt waren 700m von den 5km im Schatten. Die Strecke war aber dennoch sehr schön, leicht wellig, aber überwiegend flach, eine schöne Mischung aus Asphalt und Schotterweg. Und natürlich 95% der Zeit mit Blick auf den See, der zumindest kühlere Gedanken gemacht hat.

Allerdings war ich wirklich wahnsinnig froh, als ich auf der letzten Runde war und das Ziel in greifbare Nähe kam. Seit der zweiten Laufrunde war ich alles andere als sicher, ob ich noch vor Zielschluss ankommen würde, da es unterschiedliche Informationen gab: im Internet waren die Informationen andere als während der Wettkampfbesprechung und die wiederum anders als im Athletenheft. Eigentlich hätte man sich diverse Cutoff-Zeiten aussuchen können. Dennoch hab ich mich davon nicht allzu sehr irritieren lassen – nur ein wenig – und habe meinen Weg fortgesetzt. Allerdings war die Erleichterung schon groß, als ich die Ziellinie überquerte und den Wettkampf offiziell beendete, der zwar alles in allem wahnsinnig anstrengend war – eine Mischung aus 38 Grad und etwas Trainingsrückstand – aber trotz allem ganz wunderbar. Und unter dem Aspekt, dass ich ihn einfach genießen wollte, die Umgebung aufsaugen wollte und irgendwie den Ort mitnehmen wollte, war es dennoch ein rundum gelungener Tag.

Parallel dazu wurde in Frankfurt der Ironman durchgeführt und ich war echt sehr froh, dass bei mir nach der Hälfte der Strecke Schluss war. Auf nochmal die Distanz hatte ich keine Lust und hätte es unter den Umständen auch gar nicht gepackt…. allerdings hätte ich vermutlich bei dem Vorhaben Langdistanz auch nicht ein solches Trainingsdefizit gehabt hätte.