Die Planung wurde Anfang des Jahres von Gerd durchgeführt, die Terminabstimmung hat das Datum der Reise bestimmt. So wurden am 09. September 2014 die Koffer oder besser gesagt die Rucksäcke gepackt. Inhalt: Klettersteigausrüstung, Kleidung für die Abende auf der Hütte, weitere Ausstattung für die Wanderung und das Klettern, etwas Nahrung in flüssiger und fester Form sowie eine monitäre Basis.
Früh am Morgen des 10. September sammelten sich die Teilnehmer, sechs an der Zahl, mit zwei Wagen am Rande von Seligenstadt. Es war Mittwoch, 6 Uhr in der Früh. Gerd und Dani stellten ihre Autos und ihre Chauffeurtätigkeiten zur Verfügung, Christoph, Gerhard, Norbert und ich bildeten den Mitfahrertrupp.
Nach einer unproblematischen Fahrt trafen wir am Vormittag in Oberstdorf an der Fellhornbahn ein. Der Wettergott versprach nichts Gutes. Mit jedem Kilometer weiter südlich wurde der Regen stärker, bis an der Fellhornbahn nur noch Bindfäden vom Himmel kamen. Also erstes Ziel: Gaststätte an der Bahn, Wetter abwarten. "Der Regen läuft uns ja nicht davon", war das Motto. Ein paar Stunden später ließ der Regen nach, der Trupp machte sich auf zur Bahn und fuhr hinauf zur Mittelstation, um von dort den Aufstieg auf die Fiderepasshütte zu starten. Bei zugezogenem Himmel, vielen Wolken, wenig blauem Himmel und jeder Menge umliegender Berge, die einen Watte-Schal trugen marschierten wir die kommenden drei Stunden hinauf auf gute 2000m Höhe zur Fiderepasshütte, unserem ersten Nachtlager. Eingecheckt, ein gemütliches 6er-Bettlager bezogen, wurde dem körperlichen und seelischen Wohl gefröhnt.
Donnerstag, 11. September, war die Nacht um kurz vor 7 Uhr in der Früh zu ende. Nachdem alle satt und die Rucksäcke wieder gepackt waren, ging es los. Der Wirt auf der Hütte hatte die Prognose gegeben, dass der Vormittag relativ trocken bleiben sollte und es keine Gewittergefahr gäbe. Also wurde um kurz nach 8 der Weg über den Mindelheimer Klettersteig in Angriff genommen. Knapp eine Viertelstunde bis zum Abzweig, von dort laut Schild gut eine halbe Stunde bis zum Einstieg in den Klettersteig. Kurz davor der letzte Stopp, eine kurze Stärkung und mittels Gurt, Sicherungsseil und Helm fit machen für den Steig selbst. Der Einstieg war dann für mich - es war mein erster Klettersteig - auch gleich eine Überraschung, da es direkt hieß, über den Überhang hoch, einhändig an den Stufen hängen und das Sicherungsseil umhängen. Hier hatte ich durchaus einige Hilfe nötig, die mir Gerd aber auch gab. Als diese erste Hürde dann überwunden war, ging es aber mMn relativ gut und flüssig. Zumindest hatte ich nicht das Gefühl, die anderen aufzuhalten. Der Klettersteig selbst hatte vier oder fünf Gipfelüberschreitungen, bei denen es immer mal wieder senkrecht hoch und runter ging, durch steinige Vorsprünge und Winkel. Der letzte Gipfel hatte es, wie ich fand, nochmal in sich. Dort gab es zwei, drei Stellen, da war ich erst einmal etwas überfordert mit der Koordination meiner Füße, Hände und dem Vorankommen. Aber zum Glück war ich ja nicht alleine unterwegs und so habe ich dann alle Hürden überwunden und bin am Ende des Steiges angekommen. Der Ausstieg hat für mich nochmal eine Schwierigkeit dargestellt, da mir das Absatz- und Positionslesen am Hang noch nicht so lag - und vermutlich auch so langsam die Konzentration schwand.
Leider war es komplett zugezogen, so dass man von seiner Umgebung eigentlich nicht wirklich etwas wahrgenommen hat. Andererseits war es vielleicht für mich als Klettersteigneuling auch gar nicht so schlecht, dass ich den zusätzlichen Nervenkitzel der Leere unter mir nicht hatte. Aber auch schade.
Kaum aus dem Steig raus, fing es dann auch an, immer mal wieder stärker zu regnen. An dem dann anfänglichen Abstieg habe ich mich dann doch etwas blöd angestellt und die anderen deutlich aufgehalten. Es war relativ steil und die rutschigen Steine und meine Füße fanden dann nicht so richtig zueinander. Als dieser Wegabschnitt zu Ende war, war ich zugegebenermaßen froh. Der restliche Weg zur nächsten Hütte, der Mindelheimer Hütte, war dann keine Herausforderung mehr. Dort hieß es dann aber auch, schnell die Klamotten aus, kurz unter die warme Dusche, die es dort zum Glück gab und dann wieder der Entspannung und Nahrungsaufnahme zuwenden. Die Dusche war allerdings auch ein Highlight, denn die zwei Duschplätze, die es gab, waren irgendwie gekoppelt. Hatte der eine warmes Wasser, fehlte es beim anderen. Und die Zeit lief ab trotz ausgeschaltetem Hahn. Das kalte Wasser war echt kalt, so dass man hinterher dann doch zT einige Zeit und etwas Anlauf brauchte, um wieder warm zu werden. Das Bettenlager dort war ein großer Raum mit 6er-Bettgestellen. Es war nicht ausgebucht, aber dennoch relativ voll. Die Nacht war etwas weniger erholsam als die davor, aber es war dennoch alles ok.
Morgens das gleiche Spiel: aufstehen, umziehen, frühstücken, packen. Von Tag zu Tag blieb man eigentlich lieber im Bett liegen, so dass es am Freitag, 12. September, wieder etwas später war. Heute stand aber "nur" eine kurze Wanderung zur nächsten Hütte auf dem Programm. Angesetzt war diese für drei Stunden. Nachdem wir bereits am Mittwoch beim Aufstieg Murmeltiere gesehen haben, standen heute wenige Meter von uns entfernt am Wegesrand Steinböcke. Ein wunderbares Erlebnis. Scheu kannten zumindest die Böcke nicht. Die Kitz waren dagegen noch etwas vorsichtiger und haben nicht so vor der Kamera posiert. Der Weg heute war recht matschig, aber noch relativ gut zu gehen. Nachdem die erste Stunde immerhin von oben trocken war, gab es im zweiten und letzten Drittel immer wieder Regenschauer. Am frühen Nachmittag kamen wir auf der letzten Hütte, der Widdersteinhütte, an. Es hieß erst einmal trockenlegen und etwas aufwärmen. Die Hütte stand direkt am Fuß des Widderstein, dem höchsten Berg in der näheren Umgebung. Die Gipfelbesteigung hätte mich durchaus gelockt, aber letztlich habe ich mich dagegen entschieden. Es war mir persönlich etwas zu feucht von oben, der Wind war recht frisch, aber ausschlaggebend war eigentlich, dass die beiden, die zu dieser Tour aufbrachen, wesentlich erfahrenere und deutlich schnellere Wanderer und Kletterer waren als ich und ich weder Lust hatte, mein Tempo zu übersteigen, noch die beiden auszubremsen. Im Endeffekt war es wohl auch die richtige Entscheidung, denn die letzte Wegstrecke war nach deren Erzählung im Schneetreiben, ohne Sicht und ohne erkennbaren Weg eine freie Kletterstrecke über die nassen Felsen. So habe ich immerhin einen Grund, dort noch einmal hinzufahren. Nachmittags waren dann die beiden auch wieder zurück und das übliche Abendprogramm startete.
Das heutige Bettenlager wirkte wie ein Hühnerstall.... 10 Schlafplätze, von denen 8 belegt waren, auf einer Seite, liegen in Reih und Glied. Aber es war auch dort ok. Als letztes vom Bettenlager hievten wir uns am Samstag, 13. September, aus den Betten. Heute stand dann der Abstieg ins Tal auf dem Programm. 1000 Höhenmeter lagen uns zu Füßen. Größtenteils war diese Wanderung trockenen Kopfes zu bewältigen. Ein kleiner Zwischenstopp für eine kurze Nahrungsaufnahme auf einer weiteren Hütte, bis wir am frühen Nachmittag das Tal, Mittelberg, erreichten. Von dort ging es mit dem Bus zurück nach Oberstdorf zu den Autos. Leider hieß es hier dann aber auch schon: Ende der Hüttentour. Da wir relativ spät von der Hütte losgingen und ebenso später im Tal ankamen, war es zu spät, den weiteren Klettersteig, der optional noch auf dem Programm stand, zu begehen. Schade. Statt dessen ging es zurück auf die Autobahn gen Seligenstadt, wo wir am frühen Abend eintrafen.
Im Großen und Ganzen hatten wir wirklich wahnsinniges Glück mit dem Wetter. Es war zwar weder warm noch hatten wir Aussicht, aber die Vorhersage hatte Ausblick auf eine dreitägige Regenwanderung gegeben, unter dessen Umständen wir den Klettersteig wohl auch eher nicht hätten begehen können.
Es war ein echt schönes Erlebnis und ich hoffe auf eine Wiederholung. Außer etwas verhärteten Oberschenkeln habe ich keine muskulären Beschwerden davongetragen. Und nach Aussage meiner Mitfahrer habe ich mich für den ersten Klettersteig gut geschlagen. Es waren wunderschöne vier Tage, eine super Ablenkung und Auszeit. In diesem Sinne: Adieu und Bye Bye, bis zum nächsten Mal.