2014 - Keep on Running

11.-13. April 2014 / Keep on Running 2014: Im Herbst 2013 flog mir eine verrückte Idee ins Hirn und setzte sich dort fest. Im Winter wurden einige Trainingskilometer im Vorspessart laufend zurückgelegt und im April war das große Ereignis dann da: das Trail-Run-Wochenende zwischen Alzenau und Mömbris. Eine irrwitzige Idee.... aber durchaus ein Wiederholung wert.

Freitagabend, 19:00 - der CityNight-Sprint durch Alzenau mit Hindernisparcours über eine Distanz von 2km stand an. Im 10s-Abstand starteten die Läufer, wurden über Heuballen, Wassergräben und Baumstämme geschickt, steile Abhänge hoch, durch's Parkhaus, treppauf, treppab. War schon eine interessante Erfahrung. Obwohl ich es eigentlich hätte besser wissen müssen, habe ich mich anfangs zu sehr von der Euphorie leiten lassen und bin diese wirklich kurze und überschaubare Strecke zu schnell angegangen. Der ungewohnte Hindernislauf, der einen durchgängigen Laufstil verhinderte, hat das Übrige beigesteuert und mich aus der Puste gebracht. Dabei ist alles. Und dabei war Spaß. Nach 15:51 Minuten war der Spuk dann schon vorbei.

Samstagmorgen - das Auto brachte mich nach Mömbris, von wo die Bahn mich mit einigen weiteren Verrückten nach Alzenau zurückbrachte. Dort sollte es losgehen, auf das ganz große Abenteuer: den Hahnenkamm-Trail von Alzenau nach Mömbris über eine Strecke von 27,5km mit 1037 Höhenmetern. Ein irrwitziges Unterfangen. Parallel fand ein Short-Trail statt, der nur über 13,1km und 410 Höhenmeter gehen sollte, aber diese Möglichkeit gab es noch nicht, als ich mich im Herbst angemeldet habe. So machte ich mich auf den Weg, um durch den Spessart zu laufen und im Ziel mit alkoholfreiem Weizen und Obst, Kuchen, etc. versorgt zu werden. Ich sag ja: ein irrwitziges Unterfangen. Zunächst gab es etwa 2km, die durch Alzenau führten, relativ flach waren und so einen guten Einstieg boten. Als wir die Stadt hinter uns lassen und auf die Feld- und Waldwege einbogen, kamen auch schnell die mehr oder weniger steilen An- und Abstiege in Sicht. Danach - so fühlte es sich an - führte der Weg kontinuierlich bergan oder bergab. >1000 Höhenmeter mussten ja auch irgendwie zusammenkommen. (Die üblichen MTB-Touren, die ich seit dem Herbst gefahren bin, haben maximal <600 Höhenmeter, und auch in etwa die Strecke von 27km...)

Steil über Stock und Stein, Felder ohne wirkliche Wege hoch, Single-Trails wieder runter, so ging es die ganze Zeit. Nach gefühlten 15km tauchte ein Hinweis-Schild auf: Noch 20km.... Grandios, wir waren also erst etwa 8km unterwegs. Na gut, weiter geht es also. Das Wetter war gutes Laufwetter, trocken, nicht warm, außerdem war der Weg durchweg im Wald und somit schattig. Die nächsten Kilometer gingen rum, die erste Versorgungsstation kam ins Blickfeld und die Speicher wurden erst einmal ein wenig aufgefüllt.

Allerdings habe ich durchaus auch dort mit mir gehadert, ob das Ding wirklich nach Hause bringen kann. Aber erst einmal bin ich weitergelaufen. Die Pause war angenehm, die weitere Strecke war dann erst einmal etwas sanfter und das Laufen fiel einfacher. Obwohl ich bis zu diesem Zeitpunkt noch jeden angetretenen Wettkampf beendet habe, habe ich hier nach ca. 13km eingesehen, dass das keinen Wert hat und die zweite Hälfte nur reine Quälerei gewesen wäre. Am nächsten Streckenposten habe ich mich durchgerungen und bin von dort eine Abkürzung angetreten. Zwei Schleifen, eine davon über eine Strecke von etwa 8km den kompletten Berg runter und wieder hoch, habe ich ausgelassen und bin von der Versorgungsstation 2/3 direkt zum Ziel gelaufen. Die letzte Strecke - so meinte auch der Streckenposten, mit dem ich gesprochen hatte - war wunderschön und auch wunderschön zu laufen. Abgelenkt durch die Umgebung haben die Füße mich weitergetragen, bis der Weg nach einem letzten, heftigen Anstieg etwa 2km vor dem Ziel, nur noch bergab führte.

Natürlich war das eine bombige Zeit, die ich nach Hause brachte und bin als 6te Frau durch's Ziel durchgelaufen. Es waren ja keine elektronischen Zeitnahmen unterwegs im Einsatz. Hinter dem Ziel stand aber direkt der Wagen des Veranstalters, so dass ich diesen Irrtum gleich beseitigen konnte und meine Abkürzungen und damit das DNF durchgeben konnte. Immerhin 19,2km war ich aber auch gelaufen, habe 741 Höhenmeter hinter mich gebracht und war nach 3:07:39 im Ziel.

Mein Wagen brachte mich anschließend noch gut nach Hause. Für den kommenden Tag war ich auch für die lange Strecke gemeldet, die über 24,7km und 758 Höhenmeter gehen sollte. Es war aber bereits jetzt klar, dass ich die Strecke nicht antreten würde. Irre war ich vielleicht manchmal in den Dingen, die ich tat, aber ganz so wahnsinnig dann wiederum auch nicht. Den Lauf aber komplett ins Wasser fallen lassen? Nein, dazu hatte mir der Tag viel zu viel Spaß gemacht.

Also bin ich am Sonntagmorgen nach Alzenau gefahren, habe mich auf den Short-Trail umgemeldet, bin nach Michelbach gefahren, habe das Auto abgestellt und habe voller Vorfreude auf den Startschuss gewartet. Etwas Zeit und Strecke hat man uns wieder zugestanden, um die bereits vom Vortag ermüdeten Muskeln wieder auf Betriebstemperatur zu bekommen, bevor es bergan und bergab ging. Michelbach hinter sich lassend wurde das Gelände wieder unwegsamer, der Untergrund änderte sich von Teer zu Wald- oder Wiesenwegen, das stetige bergan und bergab hatte wieder begonnen. Erstaunlicherweise merkte ich vom Vortag in den Beinen so gut wie nichts.

Kurz vor der ersten Versorgungsstation wollten mir kurzzeitig meine Füße nicht mehr so gehorchen wie ich gern wollte und sie verhakten sich in einer Wurzel. Abwärts ging es und das Knie - diesmal das rechte - wurde wieder einmal in Mitleidenschaft gezogen. Davon merkte ich aber zunächst erst einmal nichts. Es war schließlich irgendwie auch ein Wettkampf und das Adrenalin war irgendwo vorhanden. Ein kurzer Stopp an der Versorgungsstation, zusammen mit den Läufern des Veranstalters und einem weiteren Athleten. Langsam ging es dann weiter. Das Ding heute wollte ich unbedingt zu Ende bringen und es würde mir gelingen.

Weiter bergan und bergab, durch losen Sand, über Pferdetrampelpfade, Waldwege mit Wurzeln und über kleinere Hügel, wo wir kurz hoch und direkt wieder runter geschickt wurden, über verwinkelte und kurvenreiche Wege, oder einfach so durch's Gelände. Das war der Weg, den es hinter sich zu lassen galt. Und ich habe ihn hinter mir gelassen. Mit Freude, ein wenig Quälerei, aber im Großen und Ganzen einem doch genussvollen und zufriedenstellenden Tag. Nach 1:47:08 war ich im Ziel, hatte 12,8km über 238 Höhenmeter hinter mir gelassen und der Seelenfrieden nach dem DNF vom Vortag war wieder hergestellt.

Und beim kommenden Start wird hoffentlich auch bereits bei der Anmeldung der Short-Trail angeboten. Diesen würde ich gerne noch einmal angehen, alle drei Trails nach Hause bringen und mit besserer Vorbereitung die Strecken in kürzerer Zeit bewältigen. So der Plan,.... so hoffentlich die Umsetzung.