2016 - Kassel Halbmarathon

18. September 2016 / Halbmarathon - Jetzt sind es noch 36 Tage bis zum großen M. Ich habe gerade ein wenig in Blogs gelesen. Der Wahnsinn. Unter anderem einen Beitrag über den Hamburg Marathon. Ich freue mich gerade sehr auf den Tag X. Und sei es nur wegen den überragenden Gefühlen, die man währenddessen (vielleicht) erlebt.

Am letzten Sonntag hatte ich einen derartigen Lauf bereits. Halbmarathon in Kassel - 9 Jahre meines Lebens habe ich dort verbracht, eine aufregende, abwechslungsreiche Zeit mit vielen Höhen und Tiefen. Bereits bei der Anfahrt war ich so emotional übermannt wie schon lange nicht mehr. Als die Kassel-Zeit damals zu Ende war, habe ich mich auch schon auf das Neue gefreut, was danach kam - natürlich immer mit einem weinenden Auge, denn es hatte natürlich nicht nur Gutes - und voller Zuversicht in die Zukunft geblickt, da sich die Clique dort bereits über halb Deutschland verteilt hatte. Als ich jetzt nach einiger Zeit und einigem Abstand wieder nach Kassel kam, wurde ich von meinen eigenen Gefühlen überrannt. Aber es war einfach toll. Es fühlte sich gut an, es fühlte sich an wie LEBEN. Am Sonntagmorgen ging es dann nach den üblichen Handgriffen an den Start zum 10. Halbmarathon Kassel. Eine Veranstaltung, die mich in den frühen Momenten meines Läufer- bzw. Sportlebens gefesselt und begleitet hat - und die mich bereits früh mit dem Gedanken konfrontiert hat, dass ich vielleicht selbst mal einen Halbmarathon oder gar Marathon laufen könnte?! Mein Weg wurde also irgendwie auch in Kassel geboren. Auf diesen Lauf habe ich mich so sehr gefreut wie noch nie auf einen anderen. Mir war bereits im Vorfeld klar, dass es auch hart werden könnte, weil ich durch all die Gegenden laufen würde, die mich 9 Jahre begleitet haben.

Nach dem Start lief ich erst einmal locker los. Man musste auch erst einmal die Walker hinter sich lassen - die wie üblich auch gerne mal breit nebeneinander die Straße beschritten. Und einige hatten nicht die sportliche Fairness, die vom Veranstalter auch in der Ausschreibung angesprochen wurde, und stellten sich nicht hinter den Läufern auf, sondern mittendrin. Eine 1:30h für einen gewalkten HM ist doch realistisch, oder? Über die ersten 14km kann ich gar nicht viel berichten. Ich lief einfach und wartete darauf, dass wir zurück aus den jenseits-der-Buga-Stadtteilen, wo ich zugegebenermaßen eigentlich nie war, in die Hauptstadt kamen. Und dann war es aber auch schon soweit.... Rückseitig vorbei am Hauptbahnhof.... Dort bin ich schon ein paarmal läuferisch vorbeigekommen. Und dann war es vorbei: über die Brücke, direkter Einlauf rückwärtig auf die Friedenskirche zu, quasi direkte Einflugschneise auf meine Wohnungen zu, auf den Platz, an dem ich quasi täglich war. Die Gefühle sprudelten über und ich hatte zugegebenermaßen etwas Mühe, nicht in Tränen auszubrechen. Ich fing an zu genießen. Jeden Schritt, blickte mich um, sog all das in mir auf, was mich so lang begleitete. Sah hier und dort all die bekannten Orte wieder - sei es mein Friseur, die Sushi-Bar, die Milch-Bar, Joe's Garage, .... die Friedrich-Ebert-Straße, in der ich damals mit dem ersten Marathon konfrontiert wurde, den ich bewusst und live (als Zuschauer) erlebte. Eigentlich gingen die restlichen 7km viel zu schnell rum. Seit diesem Punkt bin ich nur noch durch Straßen gelaufen, die ich nur allzu gut kannte, auf denen ich bereits zu Kasseler Zeiten unterwegs war. Ich wusste gar nicht, wohin mit all den Gefühlen. Gegen diese 7km war der Zieleinlauf ins Auestadion, in dem wir noch fast eine vollständige Runde drehen durfte, fast enttäuschend unemotional. Dort waren aber trotz der guten - und erstaunlich konstanten - Geschwindigkeit über die knappen 21km vorher noch Körner übrig, ein wenig Endgeschwindigkeit herauszukitzeln und quasi durch's Ziel zu fliegen... Wow,... überwältigend. Neben einer neuen Bestzeit einer meiner schönsten Läufe, die ich so schnell nicht vergessen werde. Ein purer Genuss, an dem ich lange zehren werde... Gegenüber meinem letzten gelaufenen HM (Mai 2016) kam eine Verbesserung von 20 Minuten zustande, gegenüber meiner bisherigen Bestzeit immerhin auch 5 Minuten. Zufrieden mit mir und der Welt, auch wenn ich meinen Trainingsplan an diesem Tag nicht erfüllt habe: statt eines 195min Lalalaufs hab ich einen 125min Tempolauf draus gemacht ^^ Aber vielleicht lässt sich das verkraften. *glücklich*