2017 - Frankfurt Marathon

29. Oktober 2017 / Marathon - Das letzte Finale des Jahres ist erfolgreich bestritten, wenigstens in sportlicher Hinsicht. Die letzten gut 3 Monate waren geprägt vom Laufen… und laufen … und laufen … und …. laufen.

Nachdem ich an gleicher Stelle letztes Jahr meinen allerersten Marathon absolviert habe und mich idiotischerweise weniger über das Finish freuen konnte als über verdammte 19s verärgert war, obwohl da niemand außer mir etwas für konnte, war ich quasi umgehend wieder für den nächsten Marathon in Frankfurt angemeldet. Um Frieden mit mir und der Strecke zu schließen und die 5 vorne zu eliminieren. Dieser erwartete mich also am 29. Oktober 2017.

Im Frühjahr war ich in Hamburg gelaufen. Auch der da gewählte Trainingsplan passte nicht optimal auf mich, so wählte ich dieses Mal den Trainingsplan aus dem großen Marathonbuch. Kombiniert wurde der ein wenig mit dem Training für Triathlon, da im Juli und August noch jeweils Mitteldistanzen auf dem Programm standen. Im Sommer ging es dann aber los mit dem Plan und ich kam soweit ganz gut klar. Allerdings war es arbeitsbedingt auch immer mal mehr ein Basteln und Reinquetschen, als dass ich die Läufe in Ruhe und nach Plan machen konnte. Aber auch die Intervalle und Fartleks und sowas habe ich – sogar sehr freiwillig – eingebaut. Gefühlt war für mich nämlich in dem Plan zu wenig Abwechslung drin. Zu wenig schnellere kurze Läufe, alles recht gemütlich. Aber durch ein wenig Anpassung fühlte ich mich mit dem Plan ganz gut.

Gut, da das Marathonwochenende mit dem Probenwochenende der Musik zusammenfiel, musste ich auch hier Kompromisse eingehen und etwas Termintetris spielen. Letztlich habe ich mich dafür entschieden, am Morgen des Marathons die Startunterlagen abzuholen. Dazu wollte ich eine Bahn früher nehmen. Hat auch soweit alles gut geklappt, bis ich am Bahnhof stand. Das nennt man wohl deja vu. In Hamburg im Frühjahr kam die Bahn nicht wegen spontaner Bauarbeiten…. die Bahn weiß wohl nichts von großen Marathonläufen in der eigenen Stadt… wo wir dann zum Glück einen netten Läufer fanden, der dort wohnte und dann statt mit der Bahn mit dem Auto nach Hamburg reinfuhr. Sonst wäre der Start ohne eigene Teilnahme erfolgt. dieses Mal kam immerhin die nächste Bahn nach der eigentlich geplanten Verbindung. Also nur eine halbe Stunde Verzögerung. Alles noch im Rahmen. Und die Bahn war nicht mal komplett Schuld :D, der Sturm die Nacht vorher hat Schienen belegt und für andere Verspätungen gesorgt.

Angekommen bin ich dann aber noch gut in der Festhalle. Auf dem Weg zu den Startunterlagen habe ich gleich noch zwei Vereinskollegen getroffen und konnte ein wenig quasseln. Startunterlagen abholen ging dann auch ohne weitere Verzögerung. Dummerweise hatte ich meinen Chip zuhause vergessen und musste mir einen Leihchip organisieren. War aber auch schnell erledigt. Der Tag fing also alles andere als optimal an. Aber sich stressen hilft dann auch nicht wirklich… Anschließend wieder mit einigen der anderen Startern aus dem Verein getroffen, Chip befestigt, letzte Versorgung und dann hieß es: langsam mal die Klamottenwahl abschließen. Es war draußen zwar mittlerweile trocken, nachdem es die Nacht über ordentlich gestürmt und geregnet hat, aber der Wind war nach wie vor da und bei 11°C nun auch nicht so richtig warm. Es war aber gleichzeitig auch ein wenig Sonne versprochen. Das heißt: zu warm durfte es auch nicht sein. Die Wahl fiel dann auf Unterhemd, Trikot und Armlinge, die zunächst nur in die Trikottaschen wanderten. Tasche fertig packen, abgeben und ein letztes Mal auf Toilette.

Auf dem Weg zu Start war es relativ angenehm von der Temperatur. Die Elite startete bereits. Ich stellte mich neben die Startaufstellung und wartete dort, dass der Pacemaker vorbeikam, bei dem ich mich für den eigenen Start einreihen konnte. Es hätte mir keinen Vorteil gebracht, wenn ich mich noch hinten in die Aufstellung einreihte. Es funktionierte so ganz einwandfrei. Währenddessen sah ich noch einen Vereinskollegen aus dem Musikverein, von dem ich am Tag vorher erfuhr, dass er seinen ersten Marathon laufen würde. Selbst auf dem Weg zur Startlinie traf ich noch eine gute Freundin. Sowas baut einen echt immer auf.

Dann ging es los. Ich hatte mich beim 4:44-Ballon eingereiht. Wollte mich von ihm durch den Marathon bremsen und ziehen lassen. Habe mich die ersten Meter ganz starr an ihn gehalten, um mich keineswegs vom guten Gefühl getrieben zu schnell anlaufen zu lassen. Leider hat der Plan nicht wirklich funktioniert. Nach knapp 2 Kilometer und einigen Kurven war der Ballon plötzlich verschwunden. Mein Tempo habe ich halten können, dachte mir, ich verlangsame vielleicht noch etwas, dann kommt er schon bald wieder. War aber leider nichts. Umdrehen und warten wollte ich mich zu der Zeit nicht. In Frankfurt sind die ersten knapp 8 Kilometer echt eng und voll. Zwei Kilometer später kam plötzlich der 4:14-Ballon von hinten. Das hat mich schon verwirrt, wie das sein konnte. Entweder hab ich mich durch die Straßen gebeamt oder ohne es zu merken, Absperrungen übersprungen und die Strecke gekürzt oder der Pacemaker hat sich komplett falsch eingeordnet oder den Ballon gewechselt… alles schon etwas seltsam. Egal, ich bin mein Tempo gelaufen, etwas verhalten, weil ich das Jahr vorher deutlich zu schnell angelaufen bin und in der zweiten Hälfte komplett eingegangen bin. Der Ballon zog also stetig von mir weg. War alles super, wie es war.

Die ersten Kilometer zogen sich so dahin. Ab und an fing sich der Wind in den Straßen, riss mir auch mal das Cap vom Kopf. Es war aber temperaturmäßig auch soweit ganz ok. Plötzlich tauchte dann unser Hawaii-Vereinskollege auf, der kurz zuvor den Ironman auf Hawaii gefinished hat. Ein Motivationsschub, eine schöne Abwechslung. Bald darauf ging es dann auf die andere Mainseite. Und dort fing das Drama an. Der Wind wollte ab hier ein großes Wörtchen mitsprechen. Und er kam quasi nur von vorne. Die Strecke war natürlich auch über lange Strecken gerade, so dass man den Gegenwind in seiner vollen Gänze genießen konnte.

Eine wunderbare Abwechslung erwartete mich dann kurz vor Halbmarathonmarke. Meine Freundin lief heute in der Staffel. Nie und nimmer hätte ich damit gerechnet, dort noch auf sie zutreffen, weil ich die Staffel deutlich schneller einschätzte und auch nicht informiert war, dass sie erste ne halbe Stunde später gestartet war. Jedenfalls hat sie mich dann vielleicht einen Kilometer begleitet. Etwas gequatscht, die Halbmarathonmarke zusammen überlaufen, bis sie sich dann wieder abgesetzt hat, um ihn Tempo zu laufen. Knappe 10 Kilometer kann man eben dann doch schneller laufen als 42,195km. So zog sich der Abschnitt weiter und weiter und ich träumte mich Schritt für Schritt auf die Mainzer Landstraße. Ab hier würde es mich nach Hause wehen. Beim nächsten Staffelübergabepunkt hätte ich gerne meine Startnummer an die Freundin überreicht. Sie wollte aber nicht. Sie wollte, dass ich das Ding nach Hause laufe und Frieden mit mir schließe, weil ich zu der Zeit noch auf 4:35-4:40-Kurs war. Lust hatte ich zu der Zeit keine. Es tat auch schon alles ein bisschen weh. Aber wat mutt, dat mutt. Und zum Spaß war ich ja dann auch irgendwie nicht da. Die Staffelläufer habe ich aber doch seeeeehr beneidet zu dem Zeitpunkt. Die Mainzer Landstraße war aber auch gar nicht mehr so weit. Vorher noch eine ekelige Unterführung, die schon weh tat, sowohl abwärts als auch aufwärts. Davor stand aber dann auch nochmal unser Hawaiianer.

Auf der Mainzer standen dann überraschenderweise weitere zwei Freunde, die mich dann gut einen Kilometer laufend begleitet haben. Das tat richtig gut, war aufbauend. Ob sie es nun ernst meinten, dass ich noch gut aussähe und gut unterwegs war, obwohl es mir schon nicht mehr allzu gut ging, sei dahingestellt. Ist aber auch egal, denn sie waren überzeugend und das zählt. Und sie waren da, was immer wieder pusht. Nun ging es also schon auf direkter Einflugschneise auf die Festhalle zu. Der Wind kam überwiegend von hinten oder seitlich, so dass das ganze Unterfangen dort schon angenehmer wurde. Es war trotzdem kalt…. was mich aber auch dazu verleiten ließ, außer an den Verpflegungsstellen nicht zu gehen. Und dann war sie da, die Festhalle. Leider erstmal von außen, denn zu dieser Zeit lagen noch etwa 5-6km vor einem, bis man in sie hineinlaufen durfte. Es tat nun irgendwie echt alles weh. Die Wade glücklicherweise wenig ebenso wie Achilles, aber die Oberschenkel, der Rücken und der Hüftbeuger…. letzteres hat mich irritiert. Was mich auch den Lauf über irritiert hat: ich hatte immer mal wieder ein ganz seltsames Vibrieren in der linken Wade/Fußgelenk…. keine Ahnung, was das war.

Naja, irgendwie gingen die letzten Kilometer auch noch rum. Vereinskollege stand nochmal an der Strecke, die Frau von unserem Trainer ebenfalls, die zwar mich nicht gesehen hat, ich sie aber. Und meine Uhr zeigte mir, dass ich immer noch auf Kurs von deutlich unter 5 Stunden war, aber mir auch eine ausgedehnte Rast nicht mehr leisten sollte. So trieb es mich vorwärts. Und dann war sie da: die Festhalle. Dieses Jahr war ich echt erleichtert, eine Mischung aus Lächeln, Grinsen, Heulen und einfach nur Erleichterung, die Strecke hinter mich gebracht zu haben – und das mit so wenig Halt im Leben zurzeit; in Hamburg hatte mich meine Schwester mit Familie voll durch die Straßen und über die Strecke gezogen… die Liebsten konnte ich nicht enttäuschen, indem ich mein Ziel nicht erreichte oder gehend auf sie stieß – …. da war doch ein gewisser Zauber bei diesem Zieleinlauf in der Festhalle, nun habe ich ihn auch erfahren. Letztes Jahr zeigte er sich mir nicht.

Meine Uhr zeigte 43,4km und 4:56. Offiziell absolvierte ich die Strecke von 42195m dieses Mal in 4:54:43…. mehr als zufrieden…. dem Traum von <4:44 und vielleicht mal <4:29 nähere ich mich in kleinen Schritten – mal soll ja auch nicht größenwahnsinnig werden. Vor Juli habe ich nun aber schon seeeehr großen Respekt, vielleicht auch ein bisschen Angst…. da liegt noch sehr viel Arbeit auf dem Weg…

Fazit: Der nächste Schritt ist vollbracht, der innere Frieden zurückgekehrt.... :)