2019 - Leipzig Marathon

14.04.2019 / Leipzig / Einmal mehr und noch einmal wieder das Abenteuer 42195m.

Mitte letzten Jahres war sie geboren, die Idee. Allerdings war es eigentlich nicht meine Idee. Mein Partner hatte sich vorgenommen, mit seinem Bruder einen Geburtstagslauf in Leipzig zu absolvieren und gemeinsam den Halbmarathon zu laufen. Da ich schnell der Überzeugung war, dass ich es nicht schaffen würde, mit ihnen zu laufen, weil unsere Pace eine andere war, entschloss ich mich, in dem Zuge dort eben meine Marathonsammlung zu erweitern. So ging mit einem Grinsen die Anmeldung raus. Wochen später fühlte sich mein Partner dadurch verführt, dort auch seinen ersten Marathon zu laufen… und ich bekam die Schuld… Naja, wie dem auch sei, spielte ich eben ein bisschen Coach vorher, achtete darauf, dass er nicht zu schnell zu viel machte und wir trainierten doch einige Male zusammen, da es von der Pace her noch ganz gut passte. Wir fanden immer einen Kompromiss – wo ein Wille, da eben auch ein Weg.

So machten wir uns am Freitagabend auf in Richtung Osten. Wie üblich zog sich die Fahrt. Die Aussichten auf die Wetterkapriolen steigerte nicht allzu sehr die Motivation. Die Woche vorher war es frühlingshaft. Mit jedem Tag näher am Marathontag fielen die Temperaturprognosen und stieg die Regenwahrscheinlichkeit. Kälte wäre ok, da kann man sich gegen anziehen, darauf kann man sich einstellen. Regen ist die weniger schöne Variante… Ja, auch darauf kann man sich einstellen, aber es ist ein zusätzlicher psychischer Druck, der sich einfach aufbaut mit der Zeit. Aber nutzt nichts, wir waren schließlich gut vorbereitet und irgendwie freute ich mich dennoch darauf, mir jetzt die Lorbeeren abzuholen. Ich war ob des Trainings ganz guter Dinge, zumindest die Zeit von Frankfurt zu bestätigen und alles andere hätte mich auch sehr betrübt.

Samstags Startunterlagen holen und schon mal etwas frieren. Einen kleinen Spaziergang in der Umgebung und mentale Vorbereitung zulassen… die Aussichten waren nicht toll, aber irgendwie musste ich den Gedanken zulassen, den ersten Wettkampf in Dauerregen zu bestreiten. Ich habe lange versucht an meine Wetter-App zu glauben, die wenigstens einen trockenen Tag versprach. Leider hatte sie nicht Recht und so machten wir uns Sonntag nach einem normalen Frühstück mit der Bahn auf in die Innenstadt und gen Startbereich. So lang es ging, behielten wir alles an, was möglich war und hielten uns im Warmen auf. Den meisten Mitläufern ging es ähnlich. Vorfreude war schon anders. Dafür sah man auch nicht so viel Bandbreite von Klamottenwahl… die meisten mummelten sich in Regenkleidung und langen Sachen. Wenige Ausnahmen waren kurz/kurz oder kurz/ärmellos unterwegs. Aber die rannten bestimmt sowieso unter dem Regen durch.

Raus auf die Startlinie, Startschuss, los ging es. Es war ein echt süßes kleines Teilnehmerfeld… kein Vergleich zu Frankfurt. Ich fand schnell meinen Rhythmus, fokussierte mich, krabbelte gedanklich in mein Inneres und blendete für eine ganze Weile die Umgebung erfolgreich aus. Nach etwa 4km kam mein Partner neben mich gelaufen – er hatte sich an meine Füße gehängt. So zogen die Kilometer nun vorbei. Einer nach dem anderen. Mal ein wenig mit Unterhaltung, wir liefen nebeneinander, dann lief mal wieder der eine vor, dann der andere, aber letztlich 42km in Sichtweite – wir hatten schließlich letztlich auch nur 20s Unterschied in der Zeit.

Der Marathon war ein Zweirunden-Kurs – ebenfalls eine Neuerung für mich und ich war gespannt, wie es mir ergehen würde, da ich die Befürchtung hatte, dass es auf der zweiten Runde mental anstrengender werden würde. So war es dann… Überraschung: die „negativen“ Dinge, die man erwartet, trafen ein. Wie dem auch sei, in Summe habe ich leider von der Stadt und dem Weg relativ wenig mitbekommen. Zum Einen war ich fokussiert in mir und  zum Anderen war ich mehr damit beschäftigt, den Pfützen auszuweichen. Nur das Völkerschlachtdenkmal ist mir in Erinnerung geblieben und das Stadion. Gut, vielleicht gibt es eine Wiederholungstat bei besserem Wetter? Who knows. Die zweite Runde war aber schon deutlich anstrengender. Nicht von den Muskeln, aber vom Kopf. Es war wirklich ein Dauernieseln… kein starker Regen, aber kontinuierlich. Ich glaube, ca. 20 Minuten war es über die gesamte Zeit trocken. Das war anstrengend.

Ein Lichtblick war immer wieder die Familie des Bruders und die Eltern meines Partners, die unermüdlich an der Strecke standen, dem Regen trotzten und das, obwohl es zum Stehen eigentlich einfach nur zu kalt und nass war und die Kids im Grunde völlig durchgefroren waren. Hut ab und tausend Dank – insbesondere an die letzte Anfeuerung, dann als ihr euch eigentlich schon abgemeldet hattet. Das gab nochmal einen schönen Kick und einen Motivationsschub.

Und dann war sie da… zum Einen die Dame mit dem 4:30er-Ballon, die aber fröhlich quatschend mitteilte, dass sie ihrer Zeit voraus sei, und zum Anderen dann die Gerade vor dem Zieleinlauf. Das Wissen, das Zeitziel erreicht zu haben, hat ausgereicht, um nochmal letzte Körner zu aktivieren für einen Schlussspurt. Nass, kalt, aber glücklich im Ziel verweigerten die Beine wie gewohnt schnell ihren Dienst… aber es ist ein schöner Schmerz ^^