2017 - 70.3 Kraichgau

11. Juni 2017 / Mitteldistanz – Kehrt man nicht immer zurück an den Ort seiner Tat? In 2016 habe ich hier meine erste richtige Mitteldistanz zurückgelegt und bereits damals war ich mir sicher, es wird nicht meine letzte gewesen sein. Dennoch hat es ein Jahr gedauert, bis das Abenteuer wieder gestartet wird. Und wieder im Land der 1000 Hügel… ich als Flachlandei, schon faszinierend.

Dennoch sollte dieser Bericht unter einer anderen Überschrift stehen: Mens sana in corpore sano, genau genommen umgekehrt: Corpus sanum mente sana. Ich habe bereits die Erfahrung gemacht, dass die Psyche ein mächtiges Instrument ist. Und kurz vor dem 11. Juni hat mein Körper die Auswirkungen meiner eigenen inneren Verfassung mitgetragen.

Nun, bereits bei der Anfahrt an den Veranstaltungsort fing es langsam an, dass die Gesundheit mich etwas verließ. Mir war bei Abholen der Startunterlagen vollstens bewusst, dass ich gerade keine schlauen Dinge tue. Die Hoffnung, am nachfolgenden Morgen wäre die Situation besser, wäre mehr als naiv gewesen. Dennoch bin ich straight meinen Weg weitergegangen. Also Startunterlagen holen, Veranstaltungsmesse besuchen, sich nicht verführen lassen von den angebotenen Dingen, Tüten für die Wechsel vorbereiten, Rad einchecken. Die übliche Routine wurde etwas schwerfälliger, aber dennoch wie ein Uhrwerk abgespult. Das Rad war eingecheckt, die beiden Beutel, die es bereits am Samstag zu füllen und abzugeben bzw. zu platzieren galt, waren an Ort und Stelle. In der Wechselzone noch einem Vereinskollegen, der mittlerweile in der dortigen Gegend wohnte, über den Weg gelaufen und ein nettes Pläuschen abgehalten. Abschließend das Treffen mit der Truppe bei der bekannten Pastaparty. Nichts leckeres, aber wat mutt dat mutt… Ob es wirklich muss, sei mal dahingestellt, aber es gehört nun mal dazu. Und `nem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul – wobei geschenkt eben auch dahingestellt sei, denn die Veranstaltung stand unter großer Triathlon-Marke und entsprechend hoch war das Startgeld.

Der Morgen des Starts. Ich wusste, es würde keine Meisterleistung sein, aber ich fühlte mich noch stark genug, um mich an die Startlinie zu stellen und vor allem, um mich dem Rennen zu stellen. Die Gesundheit ließ zu wünschen übrig und meine mitstartenden Freunde ließen berechtigterweise ihre Bedenken erklingen. Es war mir durchaus bewusst, dass ich eigentlich gerade dumm agierte, aber es war mir zu dem Zeitpunkt allemal lieber, als auch noch auf dieses Rennen zu verzichten; psychisch war ich eh schon angeknackst genug und dann wäre ich wohl richtig aggro geworden. Wie dem auch sei. Es ging alles seinen normalen Weg: nochmals rein in die Wechselzone, alles nochmal checken, die Ausrichtung der wenigen Dinge, die am Rad sein durften, prüfen und nachjustieren, den Beutel für danach abgeben, Neo anziehen, Kappe und Schwimmbrille bereitlegen. Irgendwann verliert sich selbst für diesen Zeitraum die Aufregung. Der bekannte Weg zum Dixie, dann ging es auch schon rüber in den Startbereich. Wie in 2017 üblich, gab es einen Rolling Start. Keine Frauen-Startgruppe wie in 2016 noch. Schade, da hatte man wenigstens seine Ruhe und konnte einfach schwimmen. Also durfte man sich nach seiner etwaigen Zielzeit beim Schwimmen einordnen. Da das Training gut verlaufen war und ich wenigstens 1-2 Minuten gegenüber letztem Jahr gutzumachen hoffte, sortierte ich mich für den Bereich 35-39 Minuten ein. Im Bereich selbst gab es keine wirkliche Ordnung. Die Sonne brannte bereits erbarmungslos vom Himmel und so hoffte man auf einen Schattenplatz im Startbereich – Fehlanzeige, davon gab es nicht viel. So hieß es: in Vollmontur im Neo in der prallen Sonne warten. Immerhin die Wasserschicht zwischen Haut und Neo gab es bis zum Start dann bereits.

Ab nun hört die schöne Geschichte auf. Sowohl im Schwimmen als auch auf dem Rad konnte ich nicht das abrufen, was ich mir selbst gesteckt hatte. Ich mein, in dem Zustand eigentlich kein Wunder, aber man kann es ja dennoch mal erwähnen. :)

Im Wasser fand ich nicht wirklich in meinem Rhythmus. Ich merkte diese gewisse Schwere, die von der Angeschlagenheit ausging. Es war kein rhythmisches gemütliches und psychisch entspanntes Dahingleiten wie es normalerweise der Fall ist. Fazit: statt 1-2 Minuten gegenüber 2016 gutzumachen, habe ich im Wasser 3 Minuten verloren. Nach 42,5 Minuten war ich erlöst – und ja, das war zu der Zeit wirklich mein Gedanke… Das ich das mal sagen würde, dass ich froh war, die erste Disziplin mehr oder minder erfolgreich hinter mich gebracht zu haben. Schon krass.

Es war nun schon schön warm. Auf dem Rad hat man immer noch den Vorteil von Fahrtwind. Von daher war die zweite Disziplin schon ganz ok. Die Verpflegung hat auch ganz gut funktioniert. Nachdem ich das Jahr zuvor viel zu früh mit Zucker/Cola angefangen habe, konnte ich mich hier erfolgreich und gescheit versorgen, um sauber über die Runde zu kommen. Dennoch war jeder Anstieg – und davon gibt es im Land der 1000 Hügel nun mal einige – deutlich über dem, was ich eigentlich absolvieren wollte. Auch hier fehlte die Kraft. Im Endeffekt fühlte es sich aber sogar schlechter an als es eigentlich war. Klar, ich hatte nicht die Leistung wie im Jahr zuvor. Die hatte aber von meinen Vereinskollegen so gut wie keiner abrufen können – dazu waren die äußeren Bedingungen einfach schon hart. In Summe waren es 14 Minuten, die ich langsamer unterwegs war als 2016. Soweit so gut eigentlich. Fühlte sich nach definitiv mehr an. 3,5h für die 90km mit etwa 1100Hm ist dennoch brauchbar, wenn natürlich auch ausbaufähig.

Aber dann kam der Hammer: das Laufen. 3 Runden durch die Innenstadt, 2 Runden mit kaum Schatten. Dementsprechend war die Leistung. Zumal ich nach den ersten Metern dann auch noch deutlich meine eingeschränkte Leistungsfähigkeit durch „nicht corpore sano“ merken konnte. Puh, das waren von Anfang bis Ende 21 verdammt harte und quälende Kilometer. Beruhigend war irgendwie, dass es allen so ging und ich nicht allzu alleine war mit diesem Gefühl. Gut eine Runde konnte ich dann mit einem Vereinskollegen, der mich in der dritten Disziplin einsammelte, laufen. Es war eine schöne Abwechslung, ein nettes Gespräch, haben uns gegenseitig gezogen, von Verpflegung zu Verpflegung. Irgendwann war er dann zwar auch weg, was den letzten Abschnitt nicht einfacher machte, aber ich habe das sch… Ding ins Ziel gebracht. Zeit unterirdisch, beim Laufen 30 Minuten zum letzten Jahr verloren und knapp 45 Minuten auf das, was beim Halbmarathon eigentlich gehen sollte als dritte Disziplin. Egal. Es war dennoch irgendwie versöhnlich, dass ich die Ziellinie überquert habe. Es war definitiv ein Sieg gegen mich und gegen die privaten Dämonen. ;)

Die nächste Chance kommt bestimmt, diese Zeit wieder gut zu machen und Frieden mit der Strecke zu schließen, die im Grunde einfach wunderschön ist.