17.08.2017 // Seit Jahren schwirrt mir dieses Wort im Hirn rum: NordseeMan. Eigentlich war es mal anders gedacht... denn früher gab es noch den NordseeWoMan... und es war eine verkürzte Mitteldistanz, mit 20km weniger radeln und 6km weniger laufen. Also perfekt für eine laufschwache Schnecke. Egal, denn den gibt es nicht mehr. Und meine erste Mitteldistanz habe ich schon länger hinter mich gebracht.

So hat mich die Heimat abends empfangen.... wunderbar... gleich ein absolut berauschendes Gefühl.
Und dieses Jahr hat es einfach auch wunderbar zeitlich gepasst, diesen Wettkampf mitzunehmen als eigentlichen Abschluss für die laufende Saison. Zwar sind die Strecken nicht so der Hit - 5x Wendepunktstrecke beim Rad (90km) und 4x Wendepunktstrecke beim Laufen (21km). Im Endeffekt waren sie aber gar nicht so schlimm, haben einfach Spaß gemacht...

Der rote Teppich liegt schon aus - dort geht es morgen mit dem Rad hoch und runter zur Wechselzone.
DAS kann aber auch daran liegen, dass dieser Wettkampf, bei dem es heißt: im Hafenbecken von Wilhelmshaven schwimmen, nahe meiner Heimat stattfindet. Und Heimatgefühl ist etwas, was vieles andere in den Schatten stellt. :) So auch hier. Dennoch einen Abend vorher die Location gewechselt, Startunterlagen abgeholt, abends Leichtathletik-WM geschaut. Früh geschlafen. Es war trocken und für norddeutsche Verhältnisse angenehm warm (19°C) angekündigt.

Das Hafenbecken, Salzwasser, Wendepunktstrecke - hier mit den Bojen nur für die olympische Distanz vorbereitet.
Morgens hat alles gut geklappt. Wechselzone, welche noch halb unter Wasser stand, weil es den Tag vorher 12 Stunden durchgeschifft hat, eingerichtet - freie Platzwahl. Wettkampfbesprechung angehört. Und dann ging es auch schon zum Start. Vom Steg hieß es: rein ins erfrischende Wasser. Es sollten 19,7°C sein, aber das reingleiten war ein kleiner Schock. Schnell um die Pfosten rum, unter der Brücke durch. Vorne angekommen, ging es auch schon los. Also noch schnell die Uhr starten. Es waren Quallen angekündigt, die am Ende der Wendepunktstrecke beim Schwimmen gesichtet worden waren. Dass ich den Wendepunkt so schnell erreicht hatte und er keine 950m entfernt war, sondern etwa 200m, war dann doch überraschend. Jedenfalls waren einige Quallen unterwegs. Kleine, durchsichtige. Ständig reingegriffen, am Kopf, an der Hand, vielleicht auch mal im Gesicht mit Quallen gekuschelt. Aber sie sind harmlos, und ich sowieso nicht wirklich empfindlich - bin halt doch n Nordlicht - daher war es nicht so das Problem. 200m vor Ausstieg hat mich ein fieser Krampf in der linken Wade eingeholt. Aber ich musste weiter, alles andere war nicht möglich. Dennoch sicher n paar Sekunden verloren, weil ich den Fuß nicht mehr durchstrecken konnte, und ihn gegen's Wasser mitschleppen musste.
Naja, am Ausstieg dann Hilfe von den Helfern. Man musste schon höllisch aufpassen, dass man die Stufen getroffen hat. Hat aber alles geklappt. Und bei der Zeitmessmatte einen kurzen Blick auf die Uhr gewagt und das Gefühl, dass es gut war, hat sich bestätigt. Endlich wieder ein wenig der alten Form von letzter Saison zurückerhalten. Ab durch die Wechselzone, Schuhe an, Helm auf, Trikot an, Brille auf, Startnummer an (vielleicht auch alles etwas in einer anderen Reihenfolge) und Rad schnappen. Und da fing dann auch schon der Genuss an. Anfangs dachte ich, es würde wegen der Streckenführung psychisch anstrengend werden, aber es war ein Genuss. Anfahrt zur Runde, hier und da mal etwas gegen den Wind, der mit jeder Runde etwas stärker wurde, aber für norddeutsche Verhältnisse quasi nicht vorhanden war. Und dann hieß es nur noch: ab auf den Auflieger und dort bleiben bis der Nacken anfängt zu mucken. Gut die Hälfte der Strecke im Auflieger zurückgelegt. Genial. Zwischendurch immer wieder hoch und etwas Entspannung suchen, aber so richtig geklappt hat das irgendwann nicht mehr. Da hab ich mich - in der letzten Runde hab ich echt gebissen - das erste Mal so richtig aufs Laufen gefreut, allein um dann vom Rad runterzukommen :) AAAABER: Der Sattel hat gehalten, der Hintern war ok. Nach Ende letzter Runde auf dem Weg zur Wechselzone einen flüchtigen Blick auf die Uhr: genial, schon 90km rum und noch keine 3 Stunden auf dem Rad unterwegs. Wahnsinn.
Nun "nur" noch Laufen, so 'n kleiner Halbmarathon.... nein, das habe ich nicht gedacht, da ich wusste, dass ich zurzeit immer noch an der Laufschwäche leide und langsam schleichend unterwegs sein würde. Dennoch bin ich immer vom vorderen Ende bis zum hinteren Ende, wo jeweils Verpflegungsstellen waren, durchgelaufen. Langsam, aber stetig. Die Wade habe ich immer noch gemerkt, bei jedem Schritt. Das war dann weniger schön, aber nun irgendwie auch nicht zu ändern. Mein Kopf war bei mir und der hat sich auf den Zieleinlauf gefreut. Außerdem waren meine Eltern an der Laufstrecke und haben mich umso mehr motiviert, weiterzulaufen und die Strecke hinter mich zu bringen.

Der Inhalt des Startbeutels. Ein schöne grüne Badekappe, einen neuen Buff, ... schön bunt.
Und da war es auch wieder: das letzte Mal über den Deich rüber, von wo es aus nur noch vielleicht 500m waren. Und da war sie: diese unbändige Freude, die mir fast die Tränen in die Augen trieb, dass ich gleich im Ziel bin und diese Strecke wieder einmal hinter mich gebracht habe. Ein weiteres Mal. Wow.... und dann auch noch in einer für mich sehr guten Zeit. 15 Minuten schneller als die bisherige Bestzeit auf der Mitteldistanz - auch wenn das nicht vergleichbar ist, da hier anstatt 1100Hm auf dem Rad wie im Kraichgau nur 200Hm zu absolvieren waren. Und wenn ich dann auch mal das Laufen gelernt haben sollte, könnte auf so einer Strecke sogar eine 5 vorne stehen. Genial.