2018 - Rügen

09.09.2018 // 70.3 Ruegen // Den Abschluss der Triathlonsaison 2018 bildete eine weitere Mitteldistanz. Letztes Jahr bei der Anmeldung zum Ironman Frankfurt habe ich hin und her überlegt, ob ich mir zum entweder eine vollständige Trainingspause gönne, nachdem ich ja 8-9 Monate komplett durchtrainieren müsste oder ob ich mir ein weiteres Ziel für das Jahr stecke, damit ich nicht nach der Langdistanz in eine Leere falle, weil Anfang Juli dann quasi die Saison schon vorbei wäre.

Nachdem Freunde in 2017 schon auf Rügen gestartet sind und total begeistert wiederkamen und sich bereits für 2018 dort angemeldet hatten, fiel nach einigem Überlegen die Wahl darauf, das Jahr als Pyramide der Distanzen zu gestalten. Außerdem bot es sich an, dieses Wochenende gleich als Miniurlaub auszudehnen, meiner Schwester auf dem Weg einen Besuch abzustatten und so zudem die Fahrtstrecke etwas zu unterbrechen.

Also ging es am Donnerstagvormittag los auf die lange Reise in den Norden. Die Wahl war schon einige Zeit zuvor auf die Bahn gefallen, da zum Einen die Autobahn östlich von Hamburg nach Rügen seit letztem Jahr beschädigt war und man daher den letzten Streckenabschnitt über die Dörfer hätte gurken müssen, zum Anderen war es preislich durch das frühe Buchen der Tickets auch noch attraktiv und kam sogar ein paar wenige Euronen günstiger als es mit dem Wagen gewesen wäre. Wesentlich entspannter war es auf jeden Fall und das trotz der Tatsache, dass bei jedem Wechsel das Rad, welches ich ja mitnehmen musste, auch umgeladen werden musste. Ausnahmsweise lief aber sogar alles relativ reibungslos und die Bahn war pünktlich und gnädig. Und außer einer ausgefallenen Lüftung und Klimaanlage im Wagen des IC, Klasse 1, war sogar nichts weiter zu bemängeln.

Nach zwei schönen und abwechslungsreichen Tagen in Schleswig-Holstein wurde die Weiterfahrt angetreten. Die Strecke zog sich auch noch ein wenig. Gut 2,5 Stunden später war das Ziel Binz erreicht. Die Reisetasche bzw. Triathlontasche, die keinen Rucksackgurt hatte, stellte sich als nicht ganz so praktisch heraus. So gab es immer Arbeitsaufteilung: ein Gepäckträger und einer für‘s Rad. Dennoch hat auch die Tour mit dem Nahverkehr gut funktioniert. Es war noch ausreichend Zeit und der Weg ins Hotel wurde erst einmal angetreten. Danach war alles weitere dran: Registrierung, Radcheckin, Abendverpflegung. Da wir mit einigen aus dem Verein dort waren, hat man sich abends zum Essen getroffen. Lang wurde der Abend jedoch nicht.

Sonntagmorgen. Ein relativ früher Start in den Tag, der aufgrund der kurzen Wege zum Start jedoch ungewohnt spät ausfiel. So bin ich gegen 8 zum Frühstück gegangen. Gegen 8:45 aufgebrochen Richtung Startbereich, um 10 Uhr war Start. Da ich separat zu meinem Schatz losgegangen bin, nochmal am Rad vorbei wollte, haben wir hinterher wieder über Telefon und Standortbeschreibung versucht uns zu finden, was sich wieder nicht als ganz so einfach herausstellte. 9:30 etwa war es dann doch erfolgreich, ich aber auch nahezu fertig mit den Vorbereitungen. Habe meine Wechselbeutel noch in dem Bereich aufgehängt und ab da hieß es nur noch warten und nicht zu viel schwitzen. Die Profis waren zwischenzeitlich gestartet, auf die Alterklasseathleten brannte die Sonne herunter. Der Neo blieb erst noch aus. Ich plante eine Schwimmzeit von 35-40 Minuten für die 1,9km... 

Mit einem langen Kuss wurde ich in den Startbereich geschickt, es ging los. Wieder einmal die Reise durchs Wasser, auf dem Rad durch eine neue Gegend und abschließend noch einen Halbmarathon laufen. Die Spur zu halten war in der Ostsee etwas schwierig, ich driftete immer wieder etwas ab. War es Strömung oder war es meine Rechts-Links-Inhomogenität? Insgesamt kam ich nicht so wirklich ins Schwimmen rein, keinen guten Rhythmus, kein schwebendes Gefühl, es war mehr Kampf oder Anstrengung als die gewohnte Leichtigkeit. So war ich auch mit der Zeit nicht wirklich zufrieden. Statt der 1,9km standen 2,2km auf der Uhr (es gingen vielen anderen auch so, also lag es nicht an Umwegen, die ich geschwommen bin) und die Messmatte war am Beginn der Wechselzone, die knapp 1km im Stadtinneren lag. Da standen auf der Uhr letztlich 52min. Kein guter Auftakt. So galt es, sich nicht mit den Gedanken aufzuhalten, sondern sich in der zweiten Disziplin wieder frei fahren, um das gute Gefühl zurückzugewinnen...

Der Wechsel war zufriedenstellend, das Rad schnell unter meinem Hintern und los ging es auf zwei Runden über die Insel. Hier kam ich entgegen der ersten Disziplin gut in den Tritt. Runter auf den Auflieger, wo es ging und einfach nur noch kurbeln. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht überpacen würde, aber ich hatte auch keine Lust, mich aus reiner Vorsicht zurückzunehmen. Irgendwie wollte ich auch wissen, was geht. Und es ging einiges. Unterwegs habe ich aus dem Blick verloren, wo ich gerade war. Ich habe mir dann einfach immer ausgedacht, dass es schon der Rückweg wäre. Auf der zweiten Runde wusste ich dann, dass der „Rückweg“ nach der Wende noch deutlich kürzer war als der Hinweg. Der Wind hielt sich zurück, nahm aber auf der zweiten Runde zu. Am Ende der Runde ging es durch Binz durch. Dort standen auch die Supporter. Eine Mischung aus Foto, Anfeuern, Anschreien, Klatschen waren sie gut beschäftigt. Mit neuer Verpflegung ging es für mich dann relativ entspannt - vom Gefühl her - auf Runde 2. Jetzt nur noch 45 km radeln. Auch die liefen gut. Gefühlt wurde es schon deutlich anstrengender und ich bekam doch etwas Schiss, dass ich einbrechen könnte, konnte mich aber doch soweit gut fangen. Nach deutlich unter 3 Stunden war ich erneut in der Wechselzone mit einem guten Schnitt von gut 31km/h. Sehr zufrieden mit mir musste ich, ich musste es jetzt nur noch das Ding nach Hause laufen. 

2,5 Runden durch Binz. Durchs Stadion, entlang von Seen und 4x recht fiese Anstiege hoch. Ich habe zwar nicht das Tempo einstellen können, welches meine Trainerin mir zusprach und gerne gesehen hätte, aber ich habe eines gefunden, welches ich relativ konstant durchhalten konnte. Einzige Ausnahme: die Anstiege. Da fehlte mir die Kraft bzw auch die Lust, diese wirklich hochzulaufen. So wurde es immer ein geteiltes Wegstück zwischen Gehen und Laufen. Im Endeffekt war ich da zufrieden mit mir, aber es zeigte sich dann doch, dass ich auf dem Rad vielleicht ein klein wenig zu viel Gas gegeben habe. Egal, die Runden liefen einigermaßen konstant, die Supporter standen regelmäßig an der Strecke und entlockten mir jedes Mal ein Lächeln, feuerten an und waren wieder einmal eine tolle Unterstützung. Und nach 2:21 erreichte ich sehr zufrieden mit mir das Ziel.

Das Schwimmen war nicht gut, das Rad umso besser, was auf Kosten des Laufens ging und trotzdem habe ich eine neue PB zustande gebracht. Könnte also schlimmer sein. Und insgesamt war es ein toller Ausflug nach Rügen, der natürlich auch mit Aufwand verbunden war.

Nächsten Tag ging es zurück nach Südhessen. Irgendwie hatte ich mir eine falsche Abfahrtszeit der Bahn gemerkt. Glücklicherweise schauten wir früh genug nach. Leider war dann weder Frühstück noch der Weg zum Bahnhof in irgendeiner Weise entspannt, aber wir erreichten pünktlich den Zug und auch alle weiteren und kamen müde vom faul Zug fahren Darmstadt. Nur noch ein kleiner Spaziergang durch die halbe Stadt und das Wissen, dass ich wohl doch dringend den Triathlonrucksack brauche und solche Reisen mit der Tasche keinen Spaß machen, und der Ausflug war gefinished.